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Weißer Ring verzeichnet steigende Zahl von Hilfesuchenden

Kerstin Godenrath:Kerstin Godenrath, ist Landesvorsitzendes des Weißen Rings in Sachsen-Anhalt und Landtagabgeordnete.
Kerstin Godenrath, ist Landesvorsitzendes des Weißen Rings in Sachsen-Anhalt und Landtagabgeordnete.

Der Weiße Ring in Sachsen-Anhalt hilft zunehmend mehr Kriminalitätsopfern. In diesem Jahr habe die Organisation bis September in 310 Fällen materielle Hilfe geleistet, im gesamten Vorjahr seien es 321 Fälle gewesen, sagte die Landesvorsitzende des Weißen Rings, Kerstin Godenrath, der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Zur materiellen Hilfe zählten Soforthilfen, aber auch Schecks für Rechtsanwälte. Beratungen, Vermittlungen und Begleitungen etwa zu Behörden oder Gerichten machten den größeren Teil der Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus. 2022 gab es laut Godenrath 987 solcher Fälle immaterieller Hilfe. Für 2023 liegt noch keine Zahl vor.

«Die Tendenz ist steigend», sagte die Landesvorsitzende. «Die Hilfe des Weißen Rings wird häufiger in Anspruch genommen.» Godenrath führt das zurück auf gesellschaftliche Entwicklungen. Die Hemmung, gewalttätig oder kriminell zu werden, scheine gesunken zu sein.

Beim Weißen Ring suchen den Angaben zufolge deutlich mehr Frauen Hilfe als Männer. Zuletzt seien es 76 Prozent Frauen gewesen und 24 Prozent Männer. Das mit Abstand häufigste Delikt sei Körperverletzung mit 46 Prozent gefolgt von Sexualdelikten mit gut 22 Prozent. Laut Godenrath wendeten sich aber auch oft Opfer von Stalking, Raub, Betrug und Diebstählen an den Weißen Ring. Nach der Pandemie hätten Fälle von häuslicher Gewalt häufiger eine Rolle gespielt. Und auch die Körperverletzungsdelikte nähmen zu.

In Sachsen-Anhalt seien im vergangenen Jahr Hilfeleistungen im Wert von knapp 134.300 Euro ausgereicht worden. In diesem Jahr seien es bis August etwa 86.850 Euro gewesen, so Godenrath. Der Weiße Ring erhält keine staatlichen Zuwendungen, wie sie betonte. Die Organisation finanziere sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, testamentarischen Zuwendungen und Geldbußen, die Gerichte oder Staatsanwaltschaften verhängen. Die Spenden seien aktuell rückläufig, sagte Godenrath. Sie vermutet, dass das der wirtschaftlichen Situation geschuldet sei.

Der Weiße Ring brauche aber auch anderweitig Hilfe, nämlich Ehrenamtliche, die sich in der Opferhilfe engagieren. Aktuell gebe es 80 ehrenamtliche Mitarbeiter. Laut Godenrath ist jedoch beispielsweise in 8 der 14 Außenstellen die ehrenamtliche Leitung nicht besetzt. Die Leitung sei zentraler Ansprechpartner und koordiniere. Sei sie nicht besetzt, teilten sich die anderen Ehrenamtlichen die Aufgaben. Godenrath betonte, dass deshalb bislang keine Kriminalitätsopfer abgewiesen werden mussten.

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