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Wegen Stasi-Aktivitäten sollen Politiker aus Bezirksräten ausscheiden

Abgeordneter Guido Henke
Guido Henke (Die Linke), Landtagsabgeordneter.

Auch mehr als 30 Jahre nach dem Ende der DDR bleibt politische Geschichte ein Thema im Landtag von Sachsen-Anhalt. Am Mittwochabend berät der Kreis Börde über den Vorschlag, dem Kreistagsabgeordneten und Landtagsabgeordneten Guido Henke (Die Linke) den Rücktritt aus dem Kreistag zu empfehlen. Wie es in der Vorlage heißt, geht es dabei um die Ausweitung der „Überprüfung der hauptamtlichen oder inoffiziellen Tätigkeit der ostdeutschen Staatssicherheit“.

Seit der Gebietsreform 2007 werden in vielen Regionen Sachsen-Anhalts entsprechende Kontrollen bei Kommunalpolitikern durchgeführt. Aus Berichten über kompromittierende Aktivitäten von Landesvertretern gegen das autoritäre SED-Regime geht hervor, dass allein seit der Kommunalwahl 2014 rund 1.800 Landtagsabgeordnete und Kommunalpolitiker auf dem Prüfstand standen. Viele Bezirke antworteten auf Anfragen und gaben an, in den meisten Fällen keine Benachrichtigungen erhalten zu haben. Nur im Burgenland gibt es Veranstaltungsmeldungen. Der Kreis Stendal teilte außerdem mit, dass zwischen 2007 und 2019 Kontrollen durchgeführt worden seien. Ein Sprecher des Bezirks sagte, mehrere gewählte Beamte seien für schuldig befunden worden, die Aktivität durchgeführt zu haben. „Diese Gemeinderäte sind zurückgetreten.“

Im Bördekreis will der Kreistag nun auch dem Landtagsabgeordneten Henke den Rücktritt empfehlen. Der Bezirksausschuss hat letzte Woche öffentlich seine Unterstützung bekundet. Doch wie auch immer der Kreistag entscheidet: Der Linken-Politiker denkt nicht daran, sein Mandat aufzugeben, sondern will bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr erneut antreten. „Ich habe nie etwas verschwiegen, ich habe nie falsche Angaben gemacht“, betonte Henke. Für ihn war die Neubefragung parteipolitisch motiviert. Seit 2006 ist Genk auch Mitglied des Landtags Sachsen-Anhalt.

Kritiker warfen ihm vor, seine Arbeit damals nicht vollständig offengelegt zu haben. Auf der Website des Landtags sprach er zunächst vom „Wehrdienst im Gardekorps“ zwischen 1983 und 1986, erst später nach der Wahl vom „Wehrdienst im Ministerium für Staatssicherheit“.

Für Landesneubewertungsbeauftragte Birgit Neumann-Becker sagte, dass es auch nach all der Zeit immer noch wichtig sei, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Es ist wichtig, transparent zu sein und die politische Vergangenheit gewählter Amtsträger aufzuzeigen. Dabei geht es nicht darum, gewählte Vertreter aus dem Parlament zu entfernen, sondern um Transparenz.“

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