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Was passierte mit den sozialen Netzwerken in Russland?

Viele Russen wissen momentan nicht, auf welchen Plattformen sie ihre Gedanken, Fotos oder Unterhaltungsinhalte am besten teilen sollen. Nach einer Woche lässt sich nun analysieren, was mit den sozialen Netzwerken in Russland passiert ist, nachdem die Regierung sämtliche von ihnen gesperrt hat. Blogger und Stars behaupten, dass sie ihre Gefolgschaft beibehalten konnten, weil angeblich fast alle Follower die VPN-Verbindung nutzen. Dennoch sind viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Messengerdienste oder in das russische soziale Netzwerk VKontakte übergegangen.

Beim Forschungsunternehmen Mediascope erschien nun eine Analyse über die sozialen Netzwerke in Russland und darüber, was mit ihnen nach der Sperre passiert ist. Instagram und Facebook werden kaum mehr genutzt, Twitter funktioniert nur bedingt. Dabei handelt es sich aber nicht um westliche Sanktionen, sondern um einen Beschluss der russischen Regierung. Offiziell heißt es, dass die Betreiber dieser Netzwerke diskriminierendes Verhalten gegenüber Russen zugelassen haben und daher habe die Regierung Russlands entschieden, dass diese Netzwerke fortan nicht mehr auf dem Territorium des russischen Staates genutzt werden können.

Diejenigen, die diese Sperre trotzdem umgehen, werden in Russland jedoch nicht bestraft, heißt es weiterhin. Allerdings ist das Nutzen von Instagram zum Beispiel bei Weitem nicht mehr so komfortabel wie früher. Für viele, die sich eh von sozialen Netzwerken lösen wollten, stellte die Sperre der russischen Regierung nun eine gute Gelegenheit dar.

Aktueller Stand

Laut der Analyse sank die Anzahl der Nutzer von Facebook nach der Sperre um insgesamt 40 %. Allein am ersten Tag verlor Instagram über 16 % seiner Nutzer. Dennoch nutzen Millionen Menschen in Russland weiterhin diese Netzwerke.

Bereits am zweiten Tag des Krieges hat der Roskomnadzor (Russischer Föderaler Dienst für die Aufsicht im Bereich der Kommunikation, Informationstechnologie und Massenkommunikation) in Anlehnung an den Beschluss der Generalprokuratur Russlands die Datenübertragung bei Facebook verlangsamt. Dies passierte angeblich als Reaktion darauf, dass Facebook zuvor die Entscheidung traf, den Zugang zu vier prorussischen Medien zu beschränken.

Am 4. März wurde Facebook komplett gesperrt. Ab dem 1. März begann Roskomnadzor die Arbeit von Twittert zu verlangsamen, und am 11. März wurde verkündet, dass ab dem 14. März auch Instagram gesperrt werden soll.

Die höchste tägliche Aktivität von Instagram-Nutzern wurde am ersten Sperrtag, also am 14. März festgestellt. An diesem Tag kamen über 40 Millionen russischer Nutzer noch einmal online, um sich von der Plattform zu verabschieden und diese noch ein letztes Mal nutzen zu können. Am nächsten Tag sank die Nutzung von Instagram auf 34,2 Millionen Menschen in Russland.

Der Nutzer-Verlust bei einigen sozialen Netzwerken führte zur erhöhten Nutzungsanfrage bei anderen Anbietern. Ab dem 11. März begann die Anzahl der Telegram-Nutzer zu steigen. Ab dem 11. März, als Roskomnadzor die Sperrung von Instagram ankündigte, erreichte Telegram 40,9 Nutzern, obwohl am Tag zuvor 35,7 Menschen Telegram als Dienst verwendet haben.

Auch das russische soziale Netzwerk VKontakte erfreute sich wieder größerer Beliebtheit. Wenn am 24. Februar die Gesamtanzahl der Nutzer unter der russischen Bevölkerung 46,5 Millionen betrug, so stieg diese am 15. März auf 50,3 Millionen.

Von Dascha Saweljewa
Übersetzt von Arina Lerke

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