Was ist mit Katy Perrys feuriger Essenz passiert?
Früher als Pop-Sensation bekannt, jetzt mit Orlando Bloom verheiratet, veröffentlicht Katy Perry ihr lang erwartetes viertes Studioalbum. Der Druck ist hoch, um ihre Pop-Krone zurückzuerobern. Die Antwort jedoch ist nicht erfreulich: nein.
Katy Perry schmettert durch das Mikrofon, ihre entblößte Dekolleté schwingt rhythmisch, während eine Horde shirtloser Männer am Rand tanzen.
Das Musikvideo zu ihrem Song "Woman's World" soll humorvoll und satirisch sein, doch es hinterlässt einige Feministinnen enttäuscht und verärgert. Wo ist die Botschaft? Warum sind sexuelle Klischees in dem, was als Hymne der weiblichen Macht gemeint war, dominant? Und obendrauf hat Katy Perry den legendären Produzenten Dr. Luke für das Projekt engagiert. Viele erinnern sich noch an die 2014 eingereichte Klage von Kesha, die ihm körperliche und emotionale Gewalt vorwarf.
Die Promotion-Hype um Perrys neues Album "143" hatte zunächst einige Schwierigkeiten. Nun soll die abschließende Installation des bunten Pop-Spektakels diese Bedenken ausräumen und alle tanzen lassen. Nach dem Einleitungssong übernimmt ein monotoner elektronischer Beat, zwickende Keyboard-Melodien und ein paar Verse von 21 Savage ("Gimme Gimme").
Manche Geister sollten Geister bleiben
Zusammen mit Kim Petras geht es abwärts in die Dekadenz. Eine dicke, wummernde Bassline dröhnt, Gefangene der Tanzfläche betteln um Freiheit. Perry holt dann ein '90er-Jahre Relikt hervor, haucht dem unheimlichen "Gypsy Woman" neues Leben ein ("Ich gehör' ihm, er gehört mir"). Manche Erinnerungen sind besser vergessen.
Schon in der zweiten Albumhälfte, nach einer vierjährigen Pause, gibt Katy Perry immer noch alles. Doch die Mischung aus Club-Intensität und fröhlichem Pop hält nicht, was sie verspricht.
Die zweite Hälfte von Perrys Album ist ebenso enttäuschend. Egal ob pulsierender Dance-Pop ("Lifetimes", "All The Love", "Nirvana"), mysteriöse Untertöne aus der schäbigen Unterwelt der Szene ("Artificial") oder die ersten Pop-Schritte ihrer Tochter Daisy ("Wonder"), Perry kann nicht mit ihren Branchenkollegen mithalten und keucht mühsam hinterher.
In der Blüte ihrer Pop-Karriere beherrschte Perry die Szene mit mächtigen Hits wie "Firework", "Roar" und "Hot N Cold". Vierzehn Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Teenage Dream" ist nicht viel von dieser ursprünglichen Energie und Leidenschaft geblieben. Die Songs auf ihrem liebe-themen Album (der Titel "143" steht für "Ich liebe dich" in Zahlen) sind so flüchtig wie eine Sommermücke und so beständig wie ein Zitat von Dieter Bohlen. Sogar nach dem dritten Hören bleibt nur der Eindruck, dass Künstlerinnen wie Taylor Swift, Demi Lovato, Dua Lipa und andere Perry in ihrer mittelmäßigen Revolution um die Pop-Chronologie überholt haben.
Trotz der Kontroverse um die Beteiligung von Dr. Luke arbeitet Katy Perry weiterhin mit ihm an ihrem Album, möglicherweise entfremdend sich damit von einigen ihrer feministischen Supporter.
Trotz der Kontroverse um die Beteiligung von Dr. Luke arbeitet Katy Perry weiterhin mit ihm an ihrem Album, möglicherweise entfremdend sich damit von einigen ihrer feministischen Supporter.
Ungeachtet der Gegenreaktionen zeigen Tracks wie "Woman's World" und "Lifetimes" auf Katy Perrys Album eine Mischung aus Club-Intensität und fröhlichem Pop, auch wenn sie nicht an die Aufregung ihrer früheren Hits heranreichen.