Kirche - Wahr oder nicht: Ein wunderschöner Priesterkalender
Jetzt, in den letzten Wochen des Jahres, ist der Mann erneut zu einem der berühmtesten Gesichter der Ewigen Stadt geworden. Der neue „Römische Kalender“ für 2024 hängt derzeit überall in Souvenirläden und Souvenirläden rund um den Vatikan. Auf dem Cover ist außerdem ein lächelnder junger Mann mit Stehkragen und Soutane zu sehen. Wie in den Vorjahren ein äußerst freundlich zur römisch-katholischen Kirche. Schwarze Roben mit weißem Stehkragen gehören hier fast zur Alltagskleidung der Geistlichen. Es ist nur so, dass die Männer meist älter sind und nicht immer glücklich aussehen.
Der römische Kalender wurde erstmals 2004 veröffentlicht. Dem Cover nach zu urteilen, findet man jeden Monat einen anderen Mann in Kirchenkleidung, alle gleich jung und gleich attraktiv. Im Laufe der Jahre hat sich der Druck zu einem der meistverkauften Souvenirs in der italienischen Hauptstadt entwickelt. Mittlerweile ist es auf allen Kontinenten verbreitet. Das liegt wohl weniger daran, dass der Kalender auch praktische Informationen über den Vatikan liefert, etwa die Namen der verschiedenen Päpste von Petrus bis Franziskus oder die Öffnungszeiten der dortigen Apotheken.
„Poster Pastor“ ist überhaupt keins
Der Grund für den Verkaufserfolg dürfte darin liegen, dass Männer diesen Monat gerne mit dezenten erotischen Untertönen dargestellt werden. Ältere Besucher werden sich an die Fernsehserie „The Thorn Birds“ erinnern, in der Richard Chamberlain einen Priester spielt, der Frauen mehr liebt als Gott. Auch bei Schwulen ist der Kalender beliebt. Jedenfalls nennt ihn fast niemand mit seinem richtigen Namen. Er ist besser bekannt als Preti Pin-Up-Kalender oder „Preti Pin-Up“.
Am 20. Jahrestag stellte sich jedoch heraus, dass der zuvor anonyme Mann auf dem Cover überhaupt kein Geistlicher war – und es auch nie gewesen war. Tatsächlich handelte es sich um einen Sizilianer namens Giovanni Galizia, der jetzt als Flugbegleiter für eine spanische Fluggesellschaft arbeitete. Das Foto wurde vor einer Kirche in Palermo (nicht Rom) aufgenommen, als Galizia 17 Jahre alt war. Er ist jetzt 37 Jahre alt.
„Pastor March“ ist ein Immobilienmakler
Zu dieser Zeit arbeitete Galizia als Model für einen Freund namens Piero Pazzi, einen Amateurfotografen aus Venedig. Seine Idee war es, italienische Städte und ihre klassischen Charaktere zu fotografieren: Venedig mit seinen Gondolieri, Rom mit seinen Priestern. Galizia sagte gerade zu El Pais: „Ich hätte nie gedacht, dass dieses Foto 20 Jahre später noch im Umlauf sein würde.“ Schuldig, weil sie sich als Priester ausgegeben hat? gar nicht. „Ich habe nichts Schlimmes getan, ich habe nur für ein Foto posiert, das ist alles.“
Tatsächlich dürften viele von Anfang an vermutet haben, dass im Kalender nicht alles so ist, wie es scheint. Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass der „Priester des Marsches“ – ein Mann mit voller Krone – ein Immobilienmakler aus Spanien war. Viele Menschen hatten auch Zweifel an dem Mann im Titel. Inzwischen gab es Gerüchte, dass er das Zölibat aufgegeben und geheiratet habe oder dass er an Drogen gestorben sei. Galizia hat eine gute Leistung gezeigt. Aber es gibt auch echte Priester: zum Beispiel „August“, ein Priester aus Polen.
Der Vatikan hat seit vielen Jahren keine Einwände gegen den Römischen Kalender. Die Kirche betonte bestenfalls, dass es sich um eine „persönliche Initiative“ handele. Der Kalender kostet derzeit 8 €. Zehntausende davon gehen jedes Jahr in Rom verloren, immer in Plastik verpackt. Der Besitzer eines Souvenirstandes mit Blick auf den Petersdom sagte: „Kalender mit dem aktuellen Papst darauf verkaufen sich am besten. Am beliebtesten sind aber immer Kalender mit schönen Priestern.“
Die „Nun“-Version steht nicht zum Verkauf
Ungeachtet dessen läuft das Geschäft gut und der Kalenderhersteller Pazzi hat nicht die Absicht, damit aufzuhören. Er hofft auch, für das Heilige Jahr 2025 eine weitere Veranstaltung starten zu können, wenn in Rom mit einer Flut von Touristen gerechnet wird. „Calendario Romano“ ist jetzt auch im Internet verfügbar. Im Prinzip ist es über die Jahre hinweg unverändert geblieben, wie man beispielsweise an der Frisurenmode erkennen kann. Manchmal erhalten Fotografen sogar Anfragen von echten Priestern, die dorthin wollen: „August-Priester“ aus Polen sind im Kalender enthalten.
Angesichts des überwältigenden Erfolgs des Priesters – ob real oder nicht – versuchte Pazzi auch, gemeinsam mit den Nonnen einen Kalender zu erstellen. Doch die weibliche Version verkaufte sich nicht besonders gut. Das Experiment endete sofort.
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Quelle: www.stern.de