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Vom Olymp nach Nepal: Wie andere Länder mit Cannabis umgehen

Cannabis - Nepal
Ein Sadhu (ein heiliger Mann) raucht Marihuana auf dem Gelände eines Tempels in Kathmandu.

Während Deutschland noch über die geplante Legalisierung von Marihuana diskutiert, sind andere Länder noch weiter gegangen. Mancherorts machen die legalen Läden ein reges Geschäft und verkaufen vom Fertig-Joint bis zum Gummibärchen alles. Andernorts geht die Polizei hart gegen großflächigen Anbau und bekannte Drogenrouten vor. Die Regeln für den Anbau und Verkauf von Cannabis (der lateinische Name für Marihuana) sind sehr unterschiedlich. Entdecken Sie Cannabis-Läden und Weed-Hotspots auf der ganzen Welt.

Thailand und Uruguay

Seit letztem Jahr gilt Thailand als das neue Cannabis-Mekka. Trotz früherer Drohungen mit harten Strafen schießen nun schicke Pot-Läden aus dem Boden. Ziel der Regierung ist es, durch den Lizenzanbau eine durch die Pandemie geschwächte Wirtschaft anzukurbeln. Zunächst wurden eine Million Cannabispflanzen an Privathaushalte verschenkt. Dieses Cannabis wird unter vielversprechenden Namen wie „Painkiller“ oder „Guava Gouda“ rezeptfrei verkauft. Doch es gibt Vorschriften: Das Mindestalter für den Verzehr liegt bei 20 Jahren, Ein- und Ausfuhr sind verboten. Auch an öffentlichen Orten ist das Rauchen nicht gestattet – einige Ladenbesitzer haben private Raucherbereiche eingerichtet. Damit sich Cannabis-Enthusiasten im Nebel der Vorschriften zurechtfinden, gibt es Cannabis-Ratgeber für Touristen.

Cannabis ist derzeit nur für den medizinischen und industriellen Gebrauch offiziell zugelassen – nachdem es jedoch von der Liste der illegalen Drogen gestrichen wurde, ist der Freizeitkonsum nicht mehr verboten. Zumindest bis jetzt. Die Legalisierung muss im Parlament noch gesetzlich verankert werden, und es gibt Gegner. Allerdings halten politische Beobachter ein erneutes generelles Verbot der Droge für unwahrscheinlich.

Uruguay ist ein Vorreiter bei neuen Ansätzen im Umgang mit der Droge und war das erste Land der Welt, das sie 2013 verboten hat. Konsum, Verkauf und Vertrieb Legalisierung des Cannabisanbaus. In der Abenddämmerung ziehen süße Marihuanawolken durch die engen Gassen der Altstadt von Montevideo. Auf der Rambla und in Parks drehen junge Leute Joints. Verbraucher können in Apotheken bis zu zehn Gramm Cannabis pro Woche kaufen. Sol Scavino (31) sagte, es sei dort „sicherer und vertrauenswürdiger“.

Voraussetzungen: Verbraucher müssen sich vor dem Kauf registrieren. Außerdem dürfen sie zu Hause bis zu sechs Pflanzen anbauen, mit einem Jahresertrag von bis zu 480 Gramm. Cannabisclubs mit 15 bis 45 Mitgliedern können bis zu 99 Pflanzen haben.

Die Niederlande und die Vereinigten Staaten

Zuvor, in den 1970er Jahren, waren die Niederlande eines der ersten Länder der Welt, das den Verkauf und Konsum sogenannter weicher Drogen tolerierte. Jahrzehntelang galt das Land als Zufluchtsort für Drogenabhängige. Doch es gibt ein Problem mit der oft propagierten Toleranz: Coffeeshops dürfen Marihuana verkaufen, Anbau und Großhandelsverkauf sind jedoch verboten. Das heißt, der Laden muss sich die Ware sozusagen illegal durch die Hintertür beschaffen. „Die Niederlande sind die Wiege der Toleranz gegenüber weichen Drogen weltweit“, sagt Coffeeshop-Besitzer Paul Wilhelm. „Eigentlich müssten wir dafür auf der Welterbeliste stehen. Stattdessen stecken wir links und rechts fest.“ Schließlich werde im nächsten Jahr mit den Versuchen begonnen, Cannabis legal anzubauen.

Es gibt Nachteile: Amsterdam ist besonders von stark trinkenden und rauchenden Partygängern geplagt. Mehrere britische Touristen standen vor dem zentralen „De Dampkring“ und genossen einen Joint. „Es ist so entspannend hier“, schwärmt Gerry (43) aus Manchester. Die Stadt hat bereits die Notbremse gezogen: Seit Ende Mai ist das Rauchen von Marihuana auf den Straßen der Altstadt verboten. Kunden vor dem „Dampkring“ wollen es nicht glauben. „Das ist doch ein Witz, oder?“ Doch ein riesiges Schild warnt vor einem Bußgeld von 100 Euro.

Das Geschäft mit dem „grünen Gold“ boomt auch in Teilen der Vereinigten Staaten, und es gibt eine echte Cannabis-Tourismusbranche – insbesondere in Kalifornien. Beispielsweise listet die Stadt Oakland auf ihrer Website „Cannabis Trail“ Top-Verkaufsstandorte und weitere Highlights auf. Root’d In The 510 ist Oaklands größter Cannabisladen mit mehr als 1.400 Produkten, die elegant in Glasvitrinen ausgestellt sind, wie teurer Schmuck in einem Juweliergeschäft. „Raus aus den Schatten und rein ins Licht“, sagte Besitzer Rickey McCullough grinsend.

Im Jahr 2018, kurz bevor die Droge im Staat als Freizeitdroge legalisiert wurde, erhielt der 37-Jährige eine begehrte Verkaufslizenz für eine sogenannte „Apotheke“. Vor zehn Jahren wurde er wegen illegalen Marihuana-Anbaus kurzzeitig inhaftiert. Mittlerweile verkauft er legal eine Vielzahl von THC, darunter essbare Gummibonbons, Schokolade, Kekse, Getränke, Cremes und Wellnessprodukte, sowie eine große Auswahl an Cannabisblüten und vorgerolltem Cannabis. Die einzige Voraussetzung für den legalen Kauf von Marihuana ist ein Mindestalter von 21 Jahren. Allerdings verbietet Kalifornien weiterhin den Konsum auf der Straße und in der Öffentlichkeit.

Kanada und Nepal

Die kanadische Trudeau-Regierung legalisierte 2018 ebenfalls Marihuana. Einer der Gründe besteht darin, die Illegalität von Gras zu beseitigen und den Markt zu regulieren. Jüngste Umfragen zeigen, dass der Konsum nach mehreren Jahren moderaten Wachstums nun fast wieder das Niveau vor der Legalisierung erreicht hat. Cannabis – ob als Getränk, Gras oder Gummibärchen – ist in vielen Teilen Kanadas mittlerweile ein normaler Teil des Lebens, insbesondere für junge Menschen.

Die Situation in Nepal ist komplizierter. Dieses Himalaya-Land zog einst Legionen von Hippies an – nicht zuletzt wegen seiner vielen Cannabis-Läden. Auch das Rauchen von Marihuana ist hier kulturell verankert und gilt seit langem als völlig normal. Doch in den 1970er Jahren verbot das Land auf Druck der USA im Rahmen des damaligen Krieges gegen Drogen Produktion, Verkauf und Konsum. Wer dagegen ist, kann sogar mit einer Gefängnisstrafe rechnen.

Trotzdem halten viele Menschen an öffentlichen Orten immer noch einen Stock in der Hand und die Polizei drückt oft ein Auge zu. Sadhus – Menschen, die als heilig gelten und von Almosen leben – rauchen oft auf dem Gelände hinduistischer Tempel. Auch in ländlichen Gegenden findet man Cannabispflanzen häufig in Gärten.Auch beim Shivaratri, dem Fest zu Ehren des hinduistischen Gottes Shiva, das jedes Jahr von Hunderttausenden Gläubigen gefeiert wird, spielt der Konsum eine wichtige Rolle. Mittlerweile gibt es Bestrebungen, die Droge wieder zu legalisieren.

Griechenland und Dänemark

In Europa ist Griechenland so etwas wie ein Eldorado für Cannabisliebhaber – was den Anbau betrifft. Immer wieder hat die Polizei große Plantagen mit Tausenden von Pflanzen entdeckt und diese anschließend niedergebrannt. Selbst auf dem Olymp und in den Klostergärten wurden die Ermittler fündig. Auf Kreta ist die Kriminalität besonders schlimm: In den unüberwindbaren Bergen der Insel setzen Drogenbosse und Stammesangehörige sogar bewaffnete Gewalt ein, um ihr Territorium zu verteidigen.

Gelegentlich kommt es an der Westküste Griechenlands zu filmähnlichen Verfolgungsjagden auf See, wenn Drogenhändler versuchen, Drogen mit leistungsstarken Schnellbooten von Griechenland und Albanien nach Italien zu transportieren, während die Polizei sie mit Hubschraubern und Patrouillenbooten verfolgt. Cannabis ist weiterhin verboten – und die konservative Regierung weigert sich rundweg, es zu legalisieren.

Auch in Dänemark dominiert das Thema Cannabis seit mehreren Wochen die Schlagzeilen. Der Grund liegt nicht in der Legalisierung, sondern in der heftigen Kontroverse um die berüchtigten Drogenboulevards des Landes: In Christiania, der Freien Stadt Kopenhagen, haben die Bewohner mehr oder weniger genug vom Verkauf von Haschisch und Marihuana auf dem sogenannten „Drogenboulevard“, einem Marihuana-Händler . Pusher Street. Seit einiger Zeit ist das Geschäft zunehmend in den Händen von Rockern und Banden, was zu Gewalt und tödlichen Schießereien führt.

Einwohner von Christiania wollen nun, dass die berüchtigte Straße geschlossen wird – und die dänischen Behörden müssen klären, wie das funktionieren soll. Im Erfolgsfall wäre es ein historischer Schritt: Drogen gehören seit mehr als fünfzig Jahren zum Hippie-Viertel und Touristen kommen gerne in die Pusher Street. Christen wollen nun Kriminelle loswerden, wollen aber auch einen legalisierten, staatlich regulierten Drogenmarkt.

Vor- und Nachteile in Deutschland

Mit einem Gesetzentwurf des Bundeskabinetts wird Cannabis von der Liste der verbotenen Substanzen des deutschen Betäubungsmittelgesetzes gestrichen. Erwachsenen ab 18 Jahren sollten 25 Gramm erlaubt sein. Der private Anbau von bis zu drei Pflanzen ist erlaubt. In Cannabis-Clubs sollte es den Clubmitgliedern erlaubt sein, die Droge gemeinsam anzubauen und untereinander zu verteilen – bis zu 50 Gramm pro Mitglied und Monat. Ziel ist es, Anfang 2024 in Kraft zu treten. Grund: Die Verbotspolitik scheiterte, weil immer mehr Menschen Marihuana konsumierten. Gegner befürchten, dass die „Normalisierung“ der Droge die Hemmschwelle bei jungen Menschen sogar senken könnte, und verweisen auf die Gefahren des Marihuanakonsums für das unreife Gehirn von Jugendlichen.

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