Verlängerung des Waffenstillstands im Gazastreifen ungewiss
Die schwierigen Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine weitere Verlängerung des Waffenstillstands im Gaza-Krieg wurden kurz vor Ablauf einer Frist fortgesetzt.
Am frühen Morgen war zunächst unklar, ob die einwöchige Waffenruhe vorerst halten würde oder ob es erneut zu Kämpfen kommen würde. Stunden vor Ablauf der Frist ließen die israelischen Gefängnisbehörden laut palästinensischen Quellen im Rahmen des Abkommens 30 weitere palästinensische Gefangene frei, nachdem die Hamas am Vortag acht weitere Geiseln freigelassen hatte.
Blinken warnt Israel
US-Außenminister Antony Blinken forderte die israelische Führung auf, die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. Blinken sagte während eines separaten Besuchs in Israel, dass Israel sich an das humanitäre Völkerrecht und die Kriegsregeln halten „muss“, wenn es den Krieg wieder aufnimmt und in Richtung des südlichen Gazastreifens vorrückt, um die Hamas zu verfolgen.
Nach einem Treffen mit Premierminister Benjamin Netanjahu warnte er, dass sich die massiven zivilen Todesfälle und Massenvertreibungen im nördlichen Gazastreifen nicht im Süden wiederholen dürften.
Blinken forderte, dass Israel vor der Wiederaufnahme größerer Militäreinsätze einen humanitären Plan ausarbeiten müsse, um die Zivilbevölkerung zu schützen und weitere Opfer zu minimieren. Der Plan sollte festlegen, welche Gebiete im südlichen und zentralen Gazastreifen für Zivilisten sicher sind. Schäden an kritischer Infrastruktur wie Krankenhäusern, Kraftwerken und Wassersystemen müssen vermieden werden.
Hilfslieferungen treffen im nördlichen Gazastreifen ein
Unterdessen berichtete der Palästinensische Rote Halbmond, dass seit Beginn des Waffenstillstands 310 Lastwagen mit Hilfsgütern erfolgreich nördlich des blockierten Küstenstreifens eingetroffen seien. X (ehemals Twitter) sagte, dies habe es ermöglicht, Tausende von Menschen in Not mit Grundnahrungsmitteln, Babynahrung und Decken zu versorgen. Allein am Vortag trafen 56 Lastwagen mit Hilfsgütern in Gaza-Stadt und den nördlichen Küstengebieten ein. Insgesamt sind seit Beginn des Waffenstillstands mehr als 1.000 Lastwagen mit Hilfsgütern in der gesamten Region eingetroffen.
Weitere Geiseln freigelassen
Unterdessen ließ die Hamas in der Nacht zum Donnerstag zunächst zwei israelische Frauen aus dem Gazastreifen und dann sechs weitere Israelis frei. Das Militär sagte, sie sollten sich einer medizinischen Untersuchung unterziehen, bevor sie ins Krankenhaus gingen, um ihre Familien zu treffen. Nach Angaben des Büros des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu waren zum Zeitpunkt des Vorfalls vier Frauen anwesend, außerdem ein 18-jähriges Mädchen und ihr 17-jähriger Bruder. Die beiden arabisch-israelischen Geschwister wurden aus einer Beduinenstadt im Süden des Landes entführt.
Auch andere Palästinenser sind auf der Flucht
Die 30 von Israel freigelassenen Palästinenser seien von ihren Familien in Ostjerusalem und im Westjordanland willkommen geheißen worden, berichteten palästinensische Medien am Abend. Demnach sind 8 Frauen und 22 Männer unter 19 Jahre alt. Ein Sprecher des katarischen Außenministeriums sagte zuvor, dass sich auf der X-Plattform sieben weibliche und 23 männliche Jugendliche befänden.
Das Emirat Katar hat zusammen mit Ägypten und den Vereinigten Staaten einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt und zivile Geiseln gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht. Der ursprünglich viertägige Waffenstillstand wurde um drei Tage verlängert. Die Konfliktvermittler Ägypten und Katar versuchten, den Waffenstillstand erneut zu verlängern.
Israel vermutet, dass sich noch immer etwa 145 Geiseln im Gazastreifen befinden. Allerdings sollen sich unter ihnen nur 15 Frauen und Kinder befunden haben. Es ist daher fraglich, wie lange der derzeitige Prozess der Freilassung von Frauen und Kindern im Austausch für eine Verlängerung des Waffenstillstands anhalten wird.
Tapfere Zivilisten sterben nach Hamas-Angriff auf Jerusalem
Unterdessen wurde ein Zivilist, der die Angreifer während eines Terroranschlags in Jerusalem tapfer angriff, versehentlich von israelischen Soldaten erschossen. Er sei am Tag vor seinem 38. Geburtstag im Krankenhaus an schweren Verletzungen gestorben, berichteten mehrere israelische Medien am späten Donnerstag.
Der Mann sah, wie ein Angreifer an einer Bushaltestelle auf Menschen schoss, sprang aus dem Auto und schoss mit seiner eigenen Waffe auf den Angreifer. Angeblich hätten Soldaten auch auf den Palästinenser geschossen, den Mann für einen Attentäter gehalten und ihn erschossen. Später bekannte sich die Hamas zu dem Terroranschlag.
Wichtige Dinge heute
Es wird spannend sein zu sehen, ob der Waffenstillstand noch weiter verlängert wird.
Quelle: www.dpa.com