Der Sächsische Lehrerverband hat die Empfehlungen eines Expertengremiums zum gravierenden Lehrermangel in Deutschland scharf zurückgewiesen. Der Verband kritisierte am Sonntag, sie seien ein Affront gegen sächsische Lehrerinnen und Lehrer, die seit Jahren auf Hochtouren arbeiteten. “Statt weiterer Repressalien sollten klare Anreize und bessere Arbeitsbedingungen gesetzt werden”, warnt der kommissarische Bundesgeschäftsführer Michael Jung, “sonst verliert der Lehrerberuf weiter an Attraktivität.”
Der Ständige Wissenschaftliche Ausschuss, ein Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz, hat am Freitag Empfehlungen ausgesprochen, um die Situation kurz- und mittelfristig zu entspannen. Dementsprechend sollte erwogen werden, die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte zu erhöhen, die Möglichkeiten für Teilzeitbeschäftigungen zu reduzieren und den Unterricht erforderlichenfalls zu erweitern. Experten zufolge wird der Lehrermangel voraussichtlich die nächsten 20 Jahre anhalten.
Die Maßnahmen sollen laut Ausschuss zeitlich begrenzt sein. Doch das ist kein Trost für die Lehrerverbände. Der Verband kritisierte, dass immer noch 30 Prozent der sächsischen Lehrer (ab 57 Jahren) bis zur Rente „am Limit oder darüber hinaus arbeiten“ müssten. Weisen Sie auch darauf hin, dass die zusätzliche Arbeitsbelastung zu mehr krankheitsbedingten Fehlzeiten führen wird.
Stattdessen forderte der Verband mehr Gesundheitsförderung und Entlastungen für Lehrer. Um das Problem des Lehrermangels zu lösen, müssen neu eingestellte Lehrkräfte stärker auf die Bereiche und Schultypen ausgerichtet werden, in denen der Mangel besonders groß ist. Auch die Lehrerausbildung muss stärker regionalisiert werden. „Die Universitäten Westsachsens und Ostsachsens müssen schließlich als Anstalten gegründet werden, damit mehr sächsische Abiturienten ein Lehramtsstudium in der Nähe der Heimat aufnehmen können.“