Freifinanzierter Wohnungsbau zu halbwegs bezahlbaren Preisen ist nach Einschätzung des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen derzeit nicht möglich. Neue Bauprojekte lägen auf unbestimmte Zeit auf Eis, erklärte Verbandsdirektor Andreas Breitner am Freitag. Nur laufende und durch frühere Verträge abgesicherte Vorhaben würden noch abgewickelt. Dass Schleswig-Holstein in diesem Jahr den Bau von 1737 Sozialwohnungen gefördert und damit den Rekord aus dem Jahr 2017 (1656) übertroffen habe, sei gut, habe aber auch Schattenseiten.
«Die Zahlen im geförderten Wohnungsbau steigen nur in Rekordhöhe, weil die Baukonjunktur im Lande eingebrochen ist und der private Wohnungsbau nahezu zum Erliegen gekommen ist», stellte Breitner fest. Wer heute baue, müsse am Ende zwischen 17 und 18 Euro monatliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter verlangen, um wenigstens die Kosten wieder hereinzubekommen. «Angesichts der dramatischen Steigerung bei den Baupreisen und bei den Zinsen sowie der nach wie vor überbordenden Bürokratie ist der soziale Wohnungsbau der Notnagel, der gerade noch so geht.»
Immerhin versuche Schleswig-Holstein mit viel Geld, dem Einbruch beim Wohnungsbau etwas entgegenzusetzen, lobte Breitner. «Das ist gut, darf aber nicht über das Ausmaß der Krise hinwegtäuschen.» Das Land allein sei überfordert, die Krise zu bewältigen. Die Bundesregierung müsse ein Sonderprogramm für den sozialen Wohnungsbau auflegen.
Wer noch ernsthaft darüber nachdenke, Anforderungen an den Wohnungsbau zu erhöhen, habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt, sagte Breitner. Höhere Anforderungen steigerten die Baukosten und bewirkten, dass noch weniger bezahlbare Wohnungen auf den Markt kämen.