Nach der Zerstörung mehrerer Fensterscheiben der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten in Celle hat der Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen schnelles Handeln der Ermittler gefordert. Die Justiz müsse solche Straftaten mit den durch das Gesetz zur Verfügung stehenden Mitteln rasch verurteilen, sagte Präsident Michael Fürst am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Stiftung hatte am Dienstag über die kaputten Fenster und eine aus der Wand gerissene Informationstafel an ihrem Sitz in Celle informiert. Der Staatsschutz der Polizei nahm die Ermittlungen auf.
Die Geschäftsführung der Stiftung, Elke Gryglewski, verwies in der Mitteilung auf den für das Wochenende geplanten Landesparteitag der AfD in Celle. Nach eigenen Angaben rief die Stiftung mit weiteren Akteuren zu einer Gegendemonstration gegen den Parteitag auf. «Natürlich haben wir keinen Beweis dahingehend», sagte Gryglewski dem NDR-Fernsehen. Nach Hetze im Internet gegen die Stiftung sei es aber sehr naheliegend, dass es zu diesen Kontexten Bezüge geben.
Auch der Präsident der Jüdischen Gemeinden sieht die Verbindung nach eigenen Worten «ganz klar». «Wir sind auf einem gefährlichen Kurs», sagte Fürst. «Wir müssen als Demokraten darauf achten, dass wir die die Unterstützer der rechten Szene und der AfD nachhaltig mit demokratischen Mitteln bekämpfen», forderte er. Am Dienstagabend hatte sich der Jüdische Weltkongress entsetzt über die Zerstörung in Celle gezeigt. Die internationale Organisation in New York rief dazu auf, den Schutz der Stiftung und auch der Gedenkstätte Bergen-Belsen zu verstärken.
Die Stiftung ist Trägerin der Gedenkstätte Bergen-Belsen und der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel und fördert die gesamte Gedenkstättenlandschaft in Niedersachsen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verurteilte die Tat am Abend und bat die Mitarbeiter der Stiftung, sich durch die mutwilligen Beschädigungen nicht einschüchtern zu lassen.
Nach Angaben der Ermittler sind die Hintergründe der Zerstörung noch unklar. Ein Sprecher der Polizei sagte am Mittwoch, dass es bis zum Morgen noch keine neuen Erkenntnisse oder Hinweise zu der Tat gebe. Der Staatsschutz ermittle aufgrund der historischen Bedeutung des Hauses, sagte er.