Während Marco Reus mit seiner Tochter auf dem Arm und seinen Kollegen von Borussia Dortmund den vierten Sieg in Folge vor der Südtribüne feierte, ließen sich die Profis von Union Berlin von ihren Fans aufmuntern. «Always Look On the Bright Side Of Life», sangen diese selbstironisch. Auf die Sonnenseite des Lebens zu schauen, fällt den Himmelsstürmern der vergangenen Jahre aber derzeit schwer, das 2:4 (2:1) bei Borussia Dortmund war schon die siebte Pflichtspiel-Niederlage in Folge.
Siebte Niederlage in Folge
Und so wurde Trainer Urs Fischer auch zum ersten Mal in seinem sechsten Dienstjahr an der Alten Försterei gefragt, ob er sich Sorgen um seinen Job mache. «Entspannt sieht anders aus. Wenn ich sagen würde, ich bin ganz entspannt, dann würde ich lügen», sagte der Schweizer: «Aber Sorgen mache ich mir keine. Weil es ja nicht um mich geht, es geht um uns. Wir müssen versuchen, gemeinsam aus der Situation rauszukommen.»
Doch das wird nicht einfach, wie Robin Gosens anmerkte. «Irgendwann wird es eine mentale Geschichte, wenn du immer wieder diese Nackenschläge bekommst. Ich glaube, das ist menschlich», sagte der Nationalspieler. «Deshalb kann es schon sein, dass die zwei Wochen guttun. Die einen gehen zur Nationalmannschaft, die anderen haben vielleicht ein paar Tage frei mit der Familie und können mal an was anderes denken als an Fußball.»
DFB-Neuling Behrens
Zu denen, die zur Nationalmannschaft gehen, gehört erstmals auch Stürmer Kevin Behrens. Und dieser hat bei seiner Nominierung erst einmal zwei Anrufe von Bundestrainer Julian Nagelsmann verpasst. «Ich saß im Auto und hatte zwei Anrufe in Abwesenheit. Dann habe ich zurückgerufen», sagte der 34-Jährige: «Dann habe er «die Stimme direkt erkannt», ergänzte er bei Sky: «Aber natürlich hat man Zweifel, ob man veräppelt wird.»
Er freue sich «übertrieben» über die Nominierung, aber erst einmal ärgere er sich noch ein paar Tage «über die ganzen Wochen, die wir bei Union erlebt haben». Eine Situation, die so noch keiner kennt, wie Geschäftsführer Oliver Ruhnert zu bedenken gab. «Es wird eine ganz schwierige Spielzeit werden», sagte denn auch Fischer: «So haben wir uns das nicht vorgestellt. Aber wir haben nach wie vor eine Zielsetzung, die heißt: 40 Punkte. Auch wenn wir dafür belächelt werden.»
Positivität von Nöten
Es gelte nun, «die Situation anzunehmen. Wir haben unsere Themen und Baustellen, an denen wir zwingend arbeiten müssen. Trotzdem braucht es eine positive Haltung. Ohne positive Haltung lasse ich es lieber bleiben.»
Die Dortmunder haben ihre erste kleine Krise schon hinter sich, auch wenn es beim Blick auf eine Bilanz ohne Liga-Niederlage seltsam klingt. Doch nach zwei schweren Wochen im September geht der BVB diesmal entspannt in Länderspiel-Pause. Dabei hatte er nach der Führung durch Niclas Füllkrug (7.) und den Gegentoren von Gosens (9.) und Leonardo Bonucci (31., Foulelfmeter) zur Pause zurückgelegen.
BVB dreht Partie
Der diesmal im Gegensatz zu Nebenmann Mats Hummels nicht ins Nationalteam berufene Nico Schlotterbeck (49.), Julian Brandt (54.) und der Ex-Unioner Julian Ryerson drehten das Spiel (71.).
«Wir haben uns in den letzten Wochen Stück für Stück weiterentwickelt. Heute war es wieder ein Schritt nach vorne», sagte Sportchef Sebastian Kehl: «Es war eine Willensleistung, die richtige Mentalität. Fußballerisch war das richtig, richtig ansehnlich.»
Und dann resümierte Kehl zufrieden: «So wird es schwer gegen uns, mit dieser Haltung.» Dass der VfB Stuttgart dem BVB in der Schlussphase noch eine Nacht an der Tabellenspitze verdarb, störte am Samstag jedenfalls kaum jemanden.