Bundesinnenministerin Nancy Faeser muss aus der Koalition ausscheiden, wenn sie ankündigt, bei der hessischen Landtagswahl am kommenden Freitag als Spitzenkandidatin der SPD anzutreten.
„In diesen herausfordernden Zeiten, in denen Krieg in Europa herrscht, Sicherheitsbehörden damit beschäftigt sind, sich mit Reichsbürgern, Rechtsextremisten und vereitelten Terroranschlägen auseinanderzusetzen, gibt es nichts als Wahlkampf“, sagte der innenpolitische Sprecher der Koalition, Alexander Somme Das teilte die CDU am Dienstag mit. „Deshalb fordere ich sie auf, zurückzutreten, wenn sie als Spitzenkandidatin hervorgeht“, fügte er hinzu.
Auch Gründer- und FDP-Politiker warnten davor, dass Faeser eine Doppelrolle spielen könnte. Konstantin von Notz, stellvertretender Vorsitzender der Grünen im Deutschen Bundestag, sagte dem Handelsblatt: „Ein Landeskandidat als Spitzenkandidat braucht den ganzen Menschen, wie das Amt des Bundesinnenministers – gerade in der heutigen Zeit.“ FDP-Chef Wolfgang Kubicki sagte der Zeitung der Funke Mediengruppe (Dienstag), das Bundesinnenministerium sei „nicht die richtige Wahlkampfplattform in diesen schwierigen Zeiten“.
„Maximales Engagement“ in beiden Ämtern
Jedes der beiden Mandate – Spitzenkandidat im Landtagswahlkampf und Bundesinnenminister – habe ein “maximal zeitliches und personelles Engagement”, erklärte von Nott. „Der Versuch, beides parallel zu machen, führt unweigerlich zur Vernachlässigung einer der Aufgaben und ist fehleranfällig.“ Am 8. Oktober stehen Landtagswahlen in Hessen an.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete am Montag, dass Feissel auch im Falle einer SPD-Spitzenkandidatur in Hessen zunächst Bundesinnenminister bleiben werde. Darin war sie sich mit Bundeskanzler Olaf Schulz (SPD) einig. Am Freitag wird Feiser, die auch Landesvorsitzende der SPD in Hessen ist, auf einer SPD-Veranstaltung ihre Pläne erläutern – inklusive einer möglichen Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 8. Oktober. Kanzleramt und Bundesinnenministerium wollten sich zu dem Bericht nicht äußern.
Für Faeser sei das Bundesinnenministerium einerseits “die Plattform, die sie nutzt”, um ihr Bewusstsein zu schärfen, sagte Throm. Auch SPD-Politiker wurden vom Amt kritisiert, “weil Deutschland jetzt innerhalb der EU bei der Einwanderung isoliert ist”. Nach einer Messerattacke in einem Zug in Schleswig-Holstein fragte Faeser, warum der Täter noch in Deutschland sei, obwohl das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihrer Abteilung auch für die Feststellung des Schutzstatus des Mannes “Mehr Scheinheiligkeit” zuständig sei.
Die Christdemokraten treten bei der hessischen Landtagswahl neben dem amtierenden Ministerpräsidenten Boris Rein an. Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir kandidiert für die derzeitige regierungsnahe Grüne Partei.