Nach der großen Kritik in der Causa Jérôme Boateng hat Bayern Münchens Sportdirektor Christoph Freund die Werte des Fußballclubs herausgestellt. «Was jetzt geschrieben oder berichtet wurde: häusliche Gewalt oder Gewalt gegen irgendwen anderen, oder gegen Kinder. Das sind Werte für uns, die für uns unerlässlich sind und nicht zu tolerieren sind. Da gibt es auch keine Akzeptanz», sagte Freund am Rande des Bundesliga-Spiels gegen den SC Freiburg bei DAZN. Dass die Bayern Boateng am Ende nicht verpflichteten, sei «nicht nur eine sportliche Entscheidung» gewesen, wie Trainer Thomas Tuchel bestätigte: «Wir haben die Situation analysiert, die Gesamtsituation bei Jérôme, die nicht nur sportlich ist, leider.»
Freund war bei den Überlegungen einer möglichen Verpflichtung des Weltmeisters von 2014 selbst in die Kritik geraten. So hatte eine Sprecherin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes der Münchner «Abendzeitung» gesagt: «Die Aussage des Bayern-Sportchefs (‘Privatgeschichte’) war ein fatales Signal – an alle Fans, an die Öffentlichkeit, an Betroffene und nicht zuletzt an Täter.»
Der 35 Jahre alte Boateng steht vor einem neuen Strafprozess in Bayern, weil ihm vorgeworfen wird, im Sommer 2018 seine damalige Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder im Urlaub angegriffen zu haben. Ein Urteil gegen Boateng war zuletzt aufgehoben worden. Der Fußballer beklagte ein unfaires Verfahren und eine Vorverurteilung. Angesprochen auf die Causa hatte Bayerns Sportdirektor Christoph Freund vor wenigen Tagen dies als «private Geschichte» Boatengs bezeichnet. Man bewerte den Spieler vor allem nach sportlichen Kriterien.
Die Bayern hatten am Freitagnachmittag mitgeteilt, von einer Rückholaktion Boatengs abzusehen. Boateng, der bereits einige Tage mit der Mannschaft trainierte, dürfe sich aber weiter beim FC Bayern fit halten, wenn er dies wünsche. Seine körperliche Verfassung sei gut, hieß es. Bei den Münchnern spielte Boateng von 2011 bis 2021, in dieser Zeit gewann er mit dem Club zweimal das Triple.