Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hält den Streit um die künftige Köhlbrandquerung für erledigt. Ein Machtwort sei nicht notwendig, «denn es ist alles geklärt», sagte der SPD-Politiker in einem Interview des «Hamburger Abendblatts» (Sonntag). Die Äußerung von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), den Erhalt der in die Jahre gekommenen Brücke entgegen den Senatsplänen zu prüfen, sei von der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) bereits zutreffend eingeordnet worden. Kerstans persönliche Äußerung ändere nichts an der Position des Senats.
Hamburgs rot-grüner Senat will die 1974 fertiggestellte und für den Hafen immens wichtige Brücke bis 2036 ersetzen. Lange galt dabei eine Tunnellösung als gesetzt. Nachdem sich aber zuletzt herausgestellt hatte, dass ein Tunnelbau komplizierter als gedacht und inzwischen 5,31 Milliarden Euro kosten würde, plant die Wirtschaftsbehörde nun parallel auch den Neubau einer Brücke, nicht aber deren Erhalt. Genau das zu prüfen, hatte Kerstan aus dem Urlaub heraus öffentlich gefordert – und fand dabei Zuspruch etwa beim Denkmalverein Hamburg, bei der Architektenkammer, bei seiner Grünen-Fraktion und auch beim SPD-Haushaltspolitiker und früheren Parteichef Mathias Petersen.
Auch wenn Tschentscher den Streit für erledigt erklärt hat, rüffelte er seinen Umweltsenator Kerstan dennoch: «Er äußert sich in den Medien in wenig hilfreicher Weise und lässt dadurch seine Denkart erkennen, zum Beispiel bezogen auf den Hafen.» Insofern verstehe er auch, dass Fegebank diese Dinge dann habe zurechtrücken müssen. Dass er mit Kerstan nicht mehr spreche und ihn auch nicht mehr grüße, verneinte der Regierungschef. «Das ist nicht so.»
Fegebank hatte nach Kerstans Äußerungen zum Erhalt der Brücke gesagt, das Thema sei äußerst komplex und bei Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) in besten Händen. Entscheidungen müssten auf Grundlage von Fakten fallen. «Deshalb ist das in meinen Augen überhaupt nicht tauglich für einen sommerlichen Sommerloch-Schlagabtausch zwischen Personen, die überhaupt nicht miteinander am Tisch saßen.»
Die Köhlbrandbrücke verbindet die westlichen Hafenbereiche mit denen auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Zugleich ist sie Anbindung des Hafens an die Autobahnen nach Flensburg, Kiel, Hannover und Bremen. Wegen ihrer Durchfahrtshöhe von nur gut 50 Metern können besonders große Containerschiffe bereits heute nicht mehr unter ihr hindurchfahren und können damit das Containerterminal Altenwerder nicht erreichen.