Eigentlich soll der geplante Kramertunnel den staugeplagten Urlaubsort Garmisch-Partenkirchen nahe der Zugspitze vom Durchgangsverkehr entlasten. Doch das Großprojekt im Rahmen des Baus einer Ortsumfahrung sorgt seit vielen Jahren für Ärger, so auch aktuell. Die Baufirma habe rund 150 Beschäftigte von der Baustelle abgezogen, bestätigte das Staatliche Bauamt Weilheim. Der Grund: Streitigkeiten über den Vertrag, zu deren Einzelheiten die Behörde aber nichts sagen will. Zuvor hatte der Münchner Merkur darüber berichtet.
Kritisiert wird das Projekt unter anderem vom Bund Naturschutz (BN), der Ende Oktober 2022 auch vor Gericht Recht bekam. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof verpflichtete damals den Freistaat Bayern, die Moore sanieren zu lassen, die im Zuge der Bauarbeiten großflächig trockengefallen waren. Beim Bau eines Rettungsstollens waren demnach große Wassermengen aus dem Gestein ausgetreten, so dass der Spiegel des Grundwassers im Berg stark sank und Quellschüttungen an der Oberfläche versiegten. Das Urteil zu den Hangquellmooren, das der VGH in zweiter Instanz gefällt hatte, ist aber noch nicht rechtskräftig.
Eigentlich sollte der Tunnel Ende 2025 für den Verkehr freigegeben werden. Ob sich dies nach dem Abzug der Beschäftigten am 11. August noch einhalten lässt, ist unklar. Auch zu Kostenschätzungen und einer möglichen Teuerung machte das Bauamt keine Angaben. Man arbeite mit Hochdruck daran, dass die Bauarbeiten weitergehen, hieß es. In der Hauptröhre ist die Betoninnenschale fertig, im Rettungsstollen fehlen noch rund 30 Prozent. Der Ausbau der Gehsteige und der Fahrbahn habe bereits begonnen, berichtete das Bauamt.
Derzeit fahren nach Angaben des Bauamtes jeden Tag bis zu 25.000 Fahrzeuge auf der Bundesstraße 2 durch Garmisch-Partenkirchen, auf der Bundesstraße 23 sind es bis zu 16.000. Weil der Ort in einem Talkessel liegt, müssen für die beiden geplanten Umgehungsstraße zwei Tunnels gebaut werden. Der Kramertunnel im Westen ist dann mit 3609 Metern der längste Straßentunnel Bayerns.