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Trauma-Text-Wettbewerb: Sila gewinnt Bachmann-Preis

Wie viel Schmerz und Leid kann ein Literaturwettbewerb ertragen? Viel - lautet die Antwort nach einem der prestigeträchtigsten Wettbewerbe. Immerhin hat auch eine Gurkensatire einen Preis gewonnen.

Ingeborg-Bachmann-Preis 2024: Tijan Sila hat den Hauptpreis erhalten.
Ingeborg-Bachmann-Preis 2024: Tijan Sila hat den Hauptpreis erhalten.

Klagenfurt - Trauma-Text-Wettbewerb: Sila gewinnt Bachmann-Preis

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Der Autor Tijan Sila, der aus Sarajevo stammt und in Kaiserslautern lebt, wurde in dem breiten Favoritenfeld des österreichischen Klagenfurter Juries hervorgehoben. Für seinen Text mit der selbstverständlichen Bezeichnung "Der Tag, an dem meine Mutter verrückte" erhielt er den Hauptpreis. Das von der Stadt Klagenfurt verliehene Ehrengeld beträgt 25.000 Euro und ist nach der örtlichen Literatin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt.

Geboren 1981, erzählt Sila nicht nur von einer plötzlich schizophrenen Mutter, sondern auch von einem Vater, der in einen pfadologischen Sammeltrieb abglitt. Das Horror des Bosnischen Krieges wird in Teilen harrowing, in Teilen komisch beschrieben - z.B. mit einer Tante, die durch eine Granate während des Stillbeises ihres Neugeborenen getötet wird, oder mit der zerstörten Büro der Mutter, das "wie ein Mikrowave aussah, in der ein Löffel Moussaka explodiert sei".

Als Flüchtling in Deutschland

Juror Philipp Tingler sprach in seiner Preisrede für Sila nicht nur über seine einzigartige linguistische "Mischung aus Präzision, Tragikomödie und Melancholie", sondern auch über die erzählstrukturelle Neuausrichtung, die nicht in Verzweiflung, sondern mit einem Aufstand gegen das Übertragen der Schmerzen der Eltern an die Kinder endet. Sila war nach der Auszeichnung verstummt. "Ich bin noch nicht ganz damit einverstanden, aber trotzdem überschwänglich", sagte er.

Sila kam nach Deutschland als Flüchtling 1994. In Heidelberg studierte er Germanistik und Englischwissenschaft. Heute schreibt und lehrt er als Lehrer in einer Schule. Sein letztes Buch "Radio Sarajevo" über Überleben in der belagerten Stadt wurde letztes Jahr veröffentlicht; sein Bachmann-Text ist Teil seines nächsten Romans.

Andere Preisträger

Eine Reihe von Trauma-Narratives fanden auch bei diesem Jahr Bachmann-Wettbewerbs Angebot. Die Slowenin Tamara Stajner, die in Wien lebt, gewann den 10.000 Euro Kelag-Preis am Sonntag für "Luft unter dem Wasser". Das Text, das einer liebenden, gewalttätigen und kranken Mutter gewidmet ist, bewegte Stajner so sehr während der Lektüre, dass sie fast in Tränen ausbrach. Der Bonner Autor und Forklift-Fahrer Denis Pfabe beschrieb in "Die Möglichkeit der Ordnung" einen Mann, der sich mit dem Verlust eines Kindes auseinandersetzt, indem er in einem Baumarkt überschwängliche Anweisungen erteilt. Für dieses erhielt er den Deutschlandfunk-Preis im Wert von 12.500 Euro.

Unbelohnt blieb Henrik Szantos' kunstvolle Sprachkaleidoskop "Eine Treppe aus Papier", in dem die Bewohner eines Hauses vermischt werden - von der NS-Zeit bis zur Gegenwart. Ähnlich radikal war Miedya Mahmods sprachlich noch radikalerer Text "Wir wollen es nicht schlecht ausdrücken. Oder: Ba,Da", in dem Krieg, Verletzungen und Familie eine Rolle spielen. Trotz der thematischen Belastung zeigten alle diese hervorragenden und nicht hervorragenden Texte den Wunsch, historische und historische Traumas überwinden.

Das Publikum belohnt Cucumber Madness

Das Publikum verlieh den "Cucumber Madness"-Preis dem Text "Das Haus mit den schwarzen Fenstern" des Wiener Autors Michael Köhlmeier. Der Text, der das Thema des Alterns behandelt, wurde von dem Publikum in Klagenfurt mit großem Enthusiasmus aufgenommen. Köhlmeier erhielt als symbolischen Preis eine Kürbiskrautkugel.

Ein Kandidat wählte stattdessen Entspannendes Lachen statt Schock aus und wurde mit dem Publikumspreis und dem 3sat-Preis belohnt: Johanna Sebauer überzeugte in Klagenfurt mit ihrer Satire "Der Gurkerl", in der ein Spritzer Pickelgurken in das Auge eines Journalisten den Auslöser einer medialen und gesellschaftlichen Eskalationsspirale um Sauerkrautgänse als Thema setzt. Die österreichischstämmige und hamburgbewohnte Autorin lachte am Sonntag darüber, dass Pickelgurken momentan nicht mehr auf ihrem Menü seien. "Es könnte sein, dass ich eine Pause nach diesem Kürbiskrautwahnsinn brauchen muss", sagte sie.

  1. Tijan Sila, Preisgewinner des Ingeborg Bachmann Preises, wurde in Sarajevo geboren und lebt derzeit in Kaiserslautern.
  2. Der Ingeborg Bachmann Preis, der jährlich in Klagenfurt, Österreich, stattfindet, ist benannt nach der lokalen literarischen Figur Ingeborg Bachmann (1926-1973).
  3. Tamara Stajner, eine slowenische Autorin, die in Wien lebt, hat mit ihrem Text "Luft unter" das Kelag-Preisgewinn errungen, während dieses Jahr Bachmann-Wettbewerbs.
  4. Der Bonner Autor und Kranführer Denis Pfabe hat mit "Die Möglichkeit der Ordnung", einem Text über den Umgang mit dem Verlust eines Kindes, den Deutschlandfunk-Preis erhalten.
  5. Als Flüchtling in Deutschland studierte Tijan Sila Germanistik und Englische Studien in Heidelberg, bevor er Lehrer und Schriftsteller wurde.
  6. Die Jury-Auswahl dieses Jahres Bachmann-Wettbewerbs umfasste Tijan Sila, der den Hauptpreis für seinen Text "Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde" gewonnen hat.
  7. In seiner Preisrede lobte Jury-Mitglied Philipp Tingler Silas einzigartigen sprachlichen Stil und die erzählerische Struktur, die nicht in Verzweiflung endet, sondern in Rebellion.
  8. Der Text "Die Möglichkeit der Ordnung" des Bonner Autors und Kranführers Denis Pfabe beinhaltet einen Mann, der durch übertriebene Auflagen in einem Baumarkt mit dem Verlust seines Kindes zurechtkommen versucht.
  9. Die österreichisch-geborene und hamburgbewohnte Autorin Johanna Sebauer hat mit ihrer Satire "Der Gurkerl" das Zuschauer- und 3sat-Preisgewinn errungen, die sich um ein Pickles-Unfall-Ereignis in den Medien drehen.
  10. Ingeborg Bachmann, nach der der Preis benannt ist, war eine bedeutende deutsche Sprachautorenin, die für ihre traumatische Literatur und eigene Mentalgesundheitsprobleme bekannt war.

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