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Trauernde sollen sich nach dem Angriff gerächt haben

Die beiden Gruppen kämpften offen. Mehr als 50 Verdächtige wurden festgenommen. Ein besonders schwerwiegender Fall ist nun vor Gericht anhängig. Ist das Opfer zum Täter geworden? Der Vorwurf ist klar.

Ein Polizist läuft durch einen abgesperrten Tatort auf einem Friedhof. Foto.aussiedlerbote.de
Ein Polizist läuft durch einen abgesperrten Tatort auf einem Friedhof. Foto.aussiedlerbote.de

Kriminalität - Trauernde sollen sich nach dem Angriff gerächt haben

Es klingt fast gehetzt. Sie schlugen immer wieder zu, so beschrieben es zumindest die Staatsanwälte. Sie traten auf das bewusstlose Opfer ein und einer von ihnen sprang dem blutenden Mann auf den Kopf, heißt es in der Anzeige. Bis sie von ihren halb gebrochenen Körpern weggezerrt wurden. Es war offensichtlich, dass diese fünf Männer Rache wollten. Denn erst vor wenigen Minuten hieß es, das hilflose Opfer habe als Mitglied einer verfeindeten Gruppe eine Granate auf die verfeindete Trauergruppe geworfen und dabei 15 Menschen verletzt, was nur ein noch größeres blutiges Massaker auslösen könne. Zum Glück wurde es gestoppt.

Der Höhepunkt des Bandenkrieges

Die blutigen Ereignisse am 9. Juni im Neckartal gelten als Höhepunkt des Bandenkrieges und halten die Polizei rund um Stuttgart seit Monaten in Atem. Die mutmaßlichen Granatwerfer gehörten nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu einer Gruppe mit Sitz in den Regionen Stuttgart-Zuffenhausen und Göppingen. Nach Angaben der Ermittler standen die Trauergemeinde und die fünf derzeit vor Gericht stehenden Männer in engem Zusammenhang mit einer anderen Gruppe aus dem Raum Esslingen.

Zu Beginn des Prozesses waren die Sicherheitsvorkehrungen streng, am Donnerstag waren Dutzende Polizisten im Einsatz. Fünf Männer im Alter zwischen 19 und 21 Jahren betraten lächelnd einen Konferenzraum im Jugendsaal des Amtsgerichts Stuttgart, einer von ihnen streckte den Daumen nach oben für Verwandte und Freunde aus, die in einer Reihe von Besuchern saßen. Die Vorwürfe waren schwerwiegend: versuchter Mord, schwere Körperverletzung, unerlaubter Waffenbesitz – und am Ende eines mehrmonatigen Prozesses war eine mehrjährige Haftstrafe keineswegs ausgeschlossen.

Extrem grausam

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft packten und schlugen die Männer den mutmaßlichen Granatenwerfer bei seinem Fluchtversuch und gingen dabei äußerst brutal vor: Sie zerrten den 23-Jährigen, der seit dem Verfahren im vergangenen Jahr wegen versuchten Mordes vor Gericht steht. Am Donnerstag warfen sie den Iraner aus einem fahrenden Taxi zu Boden und traten und schlugen ihn immer wieder, wie die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift anführte. Einer von ihnen sprang mit aller Kraft auf den Kopf des Opfers, und der andere „sprang auf und trat dem Opfer mit seinem beschlagenen Fuß ins Gesicht, wodurch sein Schuh explodierte“, so der Staatsanwalt weiter.

In der Anklageschrift werden die von den Ermittlern gesammelten Informationen nicht erwähnt. Berichten zufolge hielten die Männer kurz an, als sie Sirenen hörten, griffen das Opfer aber angeblich erneut an, als ihnen klar wurde, dass es sich nicht um die erwartete Polizei, sondern um einen herannahenden Krankenwagen handelte. Selbst die Sanitäter konnten zunächst nichts anderes tun, als sich vor der wütenden Menschenmenge zu schützen, und schlossen sich im Krankenwagen ein.

Der schwer verletzte Mann wurde mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma, gebrochenem Kiefer und gebrochenen Rippen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Staatsanwaltschaft wirft den fünf jungen Männern – zwei Deutschen, zwei Türken und einem Georgier – vor, bei einem Amoklauf den Tod eines mutmaßlichen Granatenwerfers zugelassen zu haben.

Wenig Hoffnung auf ein Ende der Gewalt

Stattdessen gab es keine Anzeichen von Frieden zwischen den Banden: Als die fünf Angeklagten einer nach dem anderen in Polizeiautos aus dem Bezirksgericht geführt wurden, applaudierten ihnen etwa zwei Dutzend junge Menschen, die vor dem Gebäude warteten, in dem sie sich befanden von der Polizei streng bewacht werden.

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Quelle: www.stern.de

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