Trabert prangert Stigmatisierung sozial Benachteiligter an
In Deutschland werden nach Meinung des Mainzer Sozialmediziners Gerhard Trabert sozial benachteiligte Menschen zunehmend stigmatisiert. Immer häufiger würden Menschen – vom deutschen Wohnungslosen bis zur aus Syrien geflüchteten Frau – in einer oft rassistischen Art diffamiert, sagte er am Freitag beim Verbandstag des Sozialverbandes VdK Rheinland-Pfalz in Mainz.
Begriffe wie Sozialtourismus, die Aussage, dass sich Arbeit nicht mehr lohne, oder eine «hetzerische Verunglimpfung von Asylsuchenden», bei der behauptet werde, dass Asylsuchende Zahnarztpraxen blockierten, seien «rechter Populismus», sagte Trabert auch mit Blick auf CDU-Chef Friedrich Merz. Der hatte mit Aussagen über Zahnarztbehandlungen für abgelehnte Asylbewerber heftige Reaktionen ausgelöst.
Die Diskussion über Asylbewerber und geflüchtete Menschen sei immer mehr von einer rechtspopulistischen Sichtweise geprägt, kritisierte Trabert. Es sei auch nicht besonders klug, wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den geplanten europäischen Asylpakt als historisch bedeutsam im positiven Sinne zu bezeichnen. Der Pakt verletze Menschenrechte massiv.
Demokratische Werte müssten nach außen und nach innen geschützt werden, betonte Trabert, der 2022 für die Linke für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte. «Und Schutz im Inneren einer Demokratie bedeutet, Armut und soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen.» Derzeit seien aber zu wenige Initiativen der Bundesregierung und auch großer Teile der Opposition erkennbar. Er verwies auf die Diskussion zur Kindergrundsicherung. Die zunächst für das Startjahr 2025 vorgesehenen 2,4 Milliarden Euro seien ein kleiner Schritt – «aber nein, es verbessert die Situation von hunderttausenden von Kindern nicht wesentlich, und Kinderarmut ist natürlich immer auch Elternarmut».
Quelle: www.bild.de