Toxische Beziehungen sind im wahrsten Sinne des Wortes Gift für uns. Eine Beziehung solcher Art kann sehr gefährlich für die eigene psychische und körperliche Gesundheit werden. Von toxischen Beziehungen spricht man, wenn eine Verbindung zu einem bestimmten Menschen nicht glücklich macht, sondern regelrecht „vergiftet“.
Bin ich in einer toxischen Beziehung?
Leider lässt sich nicht sofort erkennen, ob man in eine toxische Beziehung hineingeraten ist. Meistens wird das erst nach einer gewissen Zeit erkennbar – meistens, wenn man bereits eine enge Bindung zum toxischen Partner aufgebaut hat. Vor allem Menschen, die wenig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl haben, ein Trauma erlebt haben oder sich extrem nach Liebe und Nähe sehnen, können in solche Beziehungen geraten.
Wie erkennt man aber, dass man in so einer Art von Beziehung ist? Es gibt dafür einige Anzeichen. In erster Linie lässt sich das dadurch erkennen, dass man in der Beziehung alles andere als glücklich ist. Doch zwischen „gewöhnlichen“ Partnerschaftskrisen, die nur über einer gewisse Zeit andauern und sich mit gemeinsamen Anstrengungen überwinden lassen, und tatsächlichen toxischen Beziehungen gibt es einen großen Unterschied.
Love-Bombing
Die meisten toxischen Beziehungen beginnen wie ein Märchen. Es fängt damit an, dass sich alles sehr schnell entwickelt. Man wird in der Anfangszeit mit Liebe und Aufmerksamkeit überschüttet. Dabei spricht man vom sogenannten Love-Bombing. Es wird einem das Gefühl vermittelt, als sei man die Liebe des Lebens und die beste Person auf diesem Planeten. Der toxische Partner oder die Partnerin treiben die Beziehung mit einem sehr großem Tempo voran. Es werden bereits nach einer kurzen Zeit große Pläne fürs Leben gemacht, damit gar kein Zweifel an ihren guten Absichten aufkommt.
Achterbahn der Gefühle
So schnell und romantisch sich die rosa-rote Phase entwickelt, so schnell kann der Traum in einen Albtraum umschlagen. Mit einem toxischen Partner erlebt man ständig Hoch und Tiefs der Gefühle. Dabei stellt die Versöhnungszeremonie einen wichtigen Teil der Beziehung dar. Diese emotionalen Extremsituationen und die intensiven Versöhnungsmomente lassen das Gefühl entstehen, dass man ohne diesen Menschen nicht leben kann. Man gerät immer mehr in die Abhängigkeit. Irgendwann nehmen die schönen Momente an der Anzahl ab. Die Versöhnung besteht irgendwann nur noch darin, dem Partner oder der Partnerin einzureden, dass er bzw. sie an den Streitigkeiten und der schlechten Stimmung schuld ist.
Nie gut genug
Für eine toxische Person ist man nie gut genug. Was scheinbar harmlos beginnt, kann sich nach einer Zeit ins Unerträgliche steigern. Nach und nach häufen sich die Kritikpunkte: Man sieht nicht gut genug aus, verdient nicht genug, kocht nicht gut genug – und es kommen immer neue Gründe zum Meckern dazu, die teilweise an der Absurdität grenzen. Das Selbstwertgefühl der betroffenen Person wird damit zunichte gemacht.
Das Tragische dabei ist, dass sogar die selbstbewusstesten Menschen in eine toxische Beziehung hineingeraten und ihr Selbstwertgefühl verlieren können. Bestimmte Dinge werden einem so lange eingeredet, dass man die gegen sich gerichtete Kritik irgendwann selbst glaubt.
Leider fällt es der betroffenen Person oft schwer, sich aus dieser Verbindung zu lösen. Denn zu allen Kritikpunkten kommt oft hinzu, dass signalisiert wird: „Wer wird dich schon wollen?“ Toxische Personen sind wahre Meister darin, die Situation so zu drehen oder darzustellen, dass man ihnen dankbar sein muss, dass sie einen „ertragen“. Das führt dazu, dass betroffene Partner so lange und geschickt angelogen werden, dass die Grenzen zwischen Realität und Lüge verschwimmen und sie irgendwann selbst nicht mehr wissen, was wahr und was falsch ist.
Manipulationen und Schuldzuweisungen
Es ist ein Irrglaube, dass toxische Personen unbedingt aggressiv und gewalttätig sein müssen. Toxische Personen können durchaus sehr ruhige und nach außen sanft erscheinende Menschen sein. Diese sind vielleicht sogar noch gefährlicher, weil sie ihr wahres „Ich“ nicht sofort erkennen lassen. Solche Menschen üben einen stillen und nach außen spurlosen Terror auf ihren Partner aus.
Manipulationen und Schuldzuweisungen sind bei toxischen Partnern an der Tagesordnung. Egal, was in der Beziehung auch passiert: Es ist immer die Schuld des anderen. Selbst, wenn der toxische Partner sich einen Fehltritt erlaubt, wird es niemals zugegeben. Dann wird die Situation so umgedreht, dass er durch Ihr Verhalten dazu „gedrängt“ wurde. Was Sie auch tun, wie Sie es auch drehen: Es gibt immer nur eine schuldige Person – und das ist nicht der toxische Partner, sondern Sie. Daher brauchen Sie von einer toxischen Person keine Entschuldigungen zu erwarten. Höchstens wird er oder sie sich herablassen und Ihnen „verzeihen“.
Im Teufelskreis
Es ist alles andere als einfach, sich aus einer festen Beziehung von einer toxischen Person zu lösen. Mit der Zeit geraten manche Menschen in eine regelrechte Abhängigkeit von ihrem Partner. Viele erkennen erst gar nicht, dass sie sich in einer Beziehung befindet, die sie vergiftet. Toxische Personen verstehen es gut, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Doch der Höhenflug wird nicht von langer Dauer sein: Bereits nach einer kurzen Zeit beginnt das grausame Spiel von vorn.
Lesen Sie im nächsten Teil der Reihe: „Wie komme ich aus einer toxischen Beziehung?“