Nach den tödlichen Schüssen in der Nürnberger Südstadt im Oktober 2022 hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 28 Jahre alten Tatverdächtigen erhoben. Die Anklage laute auf Mord, versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung und Verstöße gegen das Waffengesetz, teilte die Behörde mit.
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ist den Angaben zufolge überzeugt, dass der Beschuldigte zuvor ein Treffen mit zwei ihm bekannten Männern, den späteren Opfern, veranlasst hatte. Bei dem Treffen soll er auf beide Männer geschossen haben.
Ein 30-Jähriger starb, ein damals 35-Jähriger wurde schwer verletzt und überlebte nach einer Notoperation. Der nun angeklagte Türke befand sich laut Staatsanwaltschaft zu diesem Zeitpunkt seit rund einem halben Jahr in Deutschland.
Die drei Männer kannten sich. Zwischen dem damals 35-Jährigen und dem Beschuldigten hatte es nach früheren Angaben der Polizei offenbar schon in der Türkei flüchtige Begegnungen gegeben. Der Angeklagte wollte demnach einen Vertrieb für Tabak- und Shishaprodukte aufziehen. Zu den beiden späteren Opfern stand er dazu in einer geschäftlichen Beziehung.
Nach dem tödlichen Vorfall fiel der Verdacht schnell auf den 28-Jährigen. Eine Videokamera in der Innenstadt hatte alles aufgezeichnet. Doch ihm gelang die Flucht. Über Handy-Kontakte und Social Media verfolgten Ermittler seine Spur. Stationen der Flucht vermutete die Polizei in Bayreuth, Fürth und Frankfurt am Main. In der Mainmetropole kam es sogar zu einer Razzia mit mehr als 100 Polizisten. Eine Festnahme blieb aber aus, die Spur verlor sich.
Mitte Februar wurde der Mann schließlich im italienischen Rimini festgenommen. Während er schlief, drang ein Spezialeinsatzkommando in das Zimmer eines Hotels in dem Adria-Ort ein und nahm den Verdächtigen fest. Auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls wurde er nach Deutschland gebracht und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Zu den Vorwürfen macht der Mann laut Staatsanwaltschaft bislang keine Angaben. Doch die Behörde hat neben den Videoaufnahmen offenbar eine ganze Reihe an Zeugen benannt. In einem Prozess sollen unter anderem 52 Ermittlungsbeamte und 89 weitere Personen sowie 7 Sachverständige aussagen. Ob die Anklage zugelassen wird, entscheidet nun das Landgericht Nürnberg-Fürth.