Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp hat ein konzernweites Verbesserungsprogramm angekündigt. Das «Performance-Programm» habe das Ziel, die operative Leistungsfähigkeit der Geschäfte weiter zu steigern, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Essen mit. Ob damit auch ein weiterer Stellenabbau über das derzeit laufende Personalabbauprogramm hinaus verbunden sein soll, blieb zunächst offen.
Im Fokus stünden unter anderem eine striktere Ausrichtung aller Geschäfte am Wettbewerbsniveau sowie strengere Rendite- und Wertschöpfungskriterien für Investitionsentscheidungen, hieß es. Auf die Frage, ob er einen Stellenabbau ausschließen könne, antwortete der neue Vorstandschef Miguel López bei einer Telefonkonferenz: «Ich kann dazu jetzt noch nichts sagen, weil wir die Vorbereitung des Programms gerade vornehmen. Sobald wir das Programm entsprechend in einer Reife haben, die kommunizierbar ist, dann werden wir das tun.»
Die Gewerkschaft IG Metall forderte die Thyssenkrupp-Führung auf, beim geplanten Effizienzprogramm auf Kündigungen zu verzichten. «Als IG Metall unterstützen wir das Ziel des Unternehmens, intelligenter und effizienter zu arbeiten. Das bedeutet für uns nicht automatisch Stellenabbau», sagte IG Metall-Konzernbetreuerin Daniela Jansen der Düsseldorfer «Rheinischen Post». Betriebsbedingte Kündigungen habe es auch im jüngsten Stellenabbau-Programm nicht gegeben. «Und wir arbeiten daran, dass dies auch so bleibt.»
Bei Thyssenkrupp läuft bereits seit mehreren Jahren ein Restrukturierungsprogramm, das den Abbau von insgesamt 13.000 Arbeitsplätzen vorsieht. Bis Ende Juni waren davon nach Angaben von Finanzvorstand Klaus Keysberg rund 11.000 Stellen abgebaut. Ende Juni zählte der Konzern 98.600 Vollzeitstellen.
López hatte die Konzernführung Anfang Juni von Martina Merz übernommen. Der in Deutschland geborene Spanier war viele Jahre bei Siemens beschäftigt.
Auch im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 haben niedrigere Stahlpreise das Geschäft belastet. Steigende Ergebnisse bei Industriekomponenten, im Autozuliefergeschäft sowie bei Marine Systems konnten die Rückgänge in der Stahl- sowie der Handelssparte nicht ausgleichen, wie das Unternehmen weiter mitteilte. López sprach von einer «robusten» Entwicklung «und das in einem sehr herausfordernden Marktumfeld mit weiterhin hohen Energiepreisen und hoher Inflation». Thyssenkrupp sei widerstandsfähig.
Der Quartalsumsatz sank um 12 Prozent auf rund 9,6 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuer (Ebit) lag mit 243 Millionen deutlich unter dem Vorjahreswert von 721 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 83 Millionen Euro sieben Prozent mehr. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2022/23 bestätigte Thyssenkrupp. Beim bereinigten Ebit erwartet der Konzern nun etwas optimistischer einen Wert im hohen dreistelligen Millionen Euro-Bereich und damit am oberen Ende der bisher ausgegebenen Spanne.