zum Inhalt

Thüringen überprüft die Stundenlöhne für Gefängnisjobs

Gefängnis
Eine geschlossene Pforte in einer Justizvollzugsanstalt.

Thüringen überprüft die Bezüge seiner Häftlinge nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Stundenlohn. Das Justizministerium teilte der Nachrichtenagentur dpa mit, dass die rechtlichen Grundlagen für die Beschäftigung im Gefängnis entsprechend angepasst werden müssten. Der Freistaat hofft, innerhalb der nächsten zwei Jahre einen Entwurf auf Verlangen des Karlsruher Richters vorlegen zu können.

Rechtsstreit um Lohnkürzungen

Bundesverfassungsgericht Im Juni beklagten zwei Richter aus Bayern und Nordrhein-Westfalen Arbeitshäftlinge zu Recht über ihre niedrige Löhne. Daher ist es verfassungswidrig, dass Gefangene ohne ein wirksames Konzept zur Rehabilitierung der Betroffenen zwei Euro pro Stunde oder weniger erhalten. Gefangene müssen den Sinn und Nutzen der Arbeit erkennen.

Eine länderübergreifende Arbeitsgruppe wird sich nach Angaben des Thüringer Justizministeriums mit konzeptionellen Überlegungen zur Umsetzung des Beschlusses befassen. Es soll von der staatlichen Gefängniskommission eingerichtet werden, die im September ihren ersten internen Bericht vorlegen wird.

Die Stundenlöhne liegen zwischen 1,37 und 2,29 Euro.

Häftlinge sind in Deutschland gesetzlich zur Arbeit verpflichtet. Der Mindestlohn gilt jedoch nicht für Gefängnisse, da der Hauptzweck von Gefängnissen darin besteht, Kriminelle wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Ob die ihnen übertragenen Aufgaben sie tatsächlich auf ein Leben in Freiheit vorbereiten, ist unter den Gefangenen, ihren Interessengruppen und letztlich auch unter den Verfassungsrichtern umstritten.

Die Lebenshaltungskosten im Gefängnis werden vom Gefängnissystem getragen

Das Ministerium für öffentliche Sicherheit wies auch darauf hin, dass alle notwendigen Lebenshaltungskosten für Insassen, einschließlich medizinische Versorgung, werden vom Gefängnissystem getragen. Diese Kosten würden die außerhalb des Gefängnisses geltenden Mindestlöhne deutlich übersteigen. Dies ist bei der Berechnung des Stundenlohns zu berücksichtigen und wurde vom Bundesverfassungsgericht anerkannt. Es wird davon ausgegangen, dass die reinen Entschädigungskosten für Häftlinge in Thüringen im vergangenen Jahr 551.100 Euro überstiegen.

Thüringer Justizvollzugsanstalten beschäftigen nach Angaben des Ministeriums derzeit durchschnittlich 780 Insassen. Dies entspricht einer Quote von 58,4 %. Beispielsweise sind Untersuchungshäftlinge aufgrund der Unschuldsvermutung grundsätzlich nicht zur Arbeit verpflichtet. Einige Gefangene sind auch aus gesundheitlichen Gründen arbeitsunfähig, andere haben das Rentenalter erreicht.

Ende August gab es 1.309 Gefangene in sechs Gefängnissen im Freistaat. Nach Angaben des Ministeriums liegt die Gefängnisauslastung bei 68,1 %.

Kommentare

Aktuelles