Die Ocean-Race-Flotte segelt einem packenden Finale der zweiten Etappe entgegen. Auf Kurs Kapstadt sind die führenden Boote tief in den Südatlantik eingetaucht. Nahe der Eisgrenze bei 45 Grad Süd hatte Boris Herrmanns Team Malizia seine Führung am Donnerstagnachmittag sogar ausgebaut. Der Vorsprung vor dem US-Team 11th Hour Racing war gegen Ende des 14. Tages auf See auf mehr als 17 Seemeilen angewachsen.
Bei noch knapp 1200 Seemeilen bis in den südafrikanischen Etappenhafen rasten die Imoca-Rennjachten mit ihren vierköpfigen Crews bei Geschwindigkeiten von bis zu 25 Knoten durch die «Roaring Fourties», die brüllenden Vierziger Breitengrade. «Es ist grauer, kälter, und wir haben Mützen auf. Es ist winterlich», berichtete der Berliner «Guyot»-Skipper Robert Stanjek, dessen Team nach langer Führung in einem atlantischen Flautenfeld stecken geblieben war und 500 Seemeilen Rückstand auf Team Malizia angesammelt hat.
Die ohrenbetäubend laut heulende Geräuschkulisse an Bord der Boote und die ruppigen Bewegungen der Hightech-Rennjachten auf Foils lassen die Segler und Seglerinnen im Southern Ocean aktuell kaum mehr Schlaf finden. Zum Schutz gegen den Lärm tragen sie Kopfhörer. Filmszenen von Bord der «Malizia – Seaexplorer» zeigen, wie die Bugspitze der Jacht sich manchmal fast wie ein U-Boot durch die Wellenberge bohrt.
Segler, Veranstalter und Fans der bekanntesten Weltumseglung für Teams erwarten ein spannendes Wochenend-Finale. Weil sich vor Kapstadt ein Flautenband ausbreitet, könnte sich das Feld kurz vor dem Ziel noch einmal zusammenschieben. Im Ocean-Race-Hauptquartier wurde zuletzt mit einer Ankunft der ersten Boote am Sonntag gerechnet. Diese Zeit kann sich aber je nach Windbedingungen noch verschieben. «Wir werden kämpfen bis zuletzt», gab Will Harris die Parole für Team Malizia auf Kurs Kapstadt aus. Dort kuriert Boris Herrmann seine Fußverletzung aus und erwartet sein Team.