In Hannover haben am Mittwoch die Tarifgespräche für die rund 70.000 Beschäftigten in der deutschen Kautschukindustrie begonnen. Die Gewerkschaft IG BCE verlangt – ähnlich wie für andere Branchen – ein sogenanntes Inflationsgeld als Einmalzahlung gegen die starke Teuerung und ein «deutliches dauerhaftes» Einkommensplus. Dies soll den Verlust der Kaufkraft dämpfen und den Konsum stützen. Der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) verweist auf eine bereits schwierige Kostenlage, unter anderem aufgrund knapper Rohstoffe sowie erhöhter Ausgaben für Transporte und Energie.
Aus Sicht der IG BCE war die Bewertung der konjunkturellen Situation beim Auftakttreffen weitgehend «harmonisch», nur wenige Differenzen hätten sich gezeigt. Bezogen auf das vorgelegte Arbeitgeberangebot sei man aber «noch deutlich auseinander», sagte Verhandlungsführer Marc Welters. So sei die von der Gegenseite vorgeschlagene Laufzeit von 29 Monaten sehr lang, und zwei Erhöhungsschritte um jeweils nur 2,5 Prozent im April 2024 und 2025 stießen bei der Gewerkschaft auf Unverständnis. «Das zwingt uns, ein paar Aktionen zu machen.»
Eine genaue prozentuale Lohnforderung hatte die IG BCE zunächst nicht beziffert, sie verlangt aber auf jeden Fall 3000 Euro Einmalzahlung. Hier hätten die Arbeitgeber bisher lediglich zwei Tranchen zu je 1000 Euro in diesem und im kommenden Jahr angeboten. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Verbands Niedersachsen-Metall, betonte: «Wir haben ausdrücklich gesagt, dass Betriebe, denen es gut geht, das gern aufstocken können.» Zudem führe unter anderem eine im April jährlich wiederkehrende Zahlung schon 2023 zu 5,2 Prozent mehr Tarifeinkommen.
Schmidt sprach von «ausgesprochen sachlichen Verhandlungen» – man müsse aber die besonderen Probleme etwa der Autozulieferer bedenken. Auch kleine Firmen müssten viel in Klimaschutz und Digitalisierung investieren. «Das ist eine Operation am offenen Herzen.»
Kautschuk ist ein wichtiger Grundstoff in vielen industriellen Bereichen. Bekannte Produkte sind etwa Reifen, Maschinenteile, Förderbänder, Dichtungen oder verschiedene gummihaltige Konsumgüter. Die Betriebe beliefern zum Beispiel Auto- und Maschinenhersteller oder die Baubranche. Die zweite Runde der Tarifverhandlungen ist für den 28. Februar im hessischen Fulda angesetzt.