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Streitigkeiten oder - Verwundete Flüsse vor neuen Katastrophen?

Fluss Oder
Der Fluss Oder verläuft an der deutsch-polnischen Grenze.

Ein Reiseveranstalter wirbt für Kanutouren auf der Oder mit unberührter Wildnis auf dem natürlichen Fluss. Doch die Idylle ist seit August getrübt, als dort Fische in großer Zahl starben. Rund 350 Tonnen Leichen sollen es sein. Schlimmer noch: Deutsche Politiker und Wasserexperten befürchteten nach Untersuchung von Wasserproben, dass sich das Drama ein Jahr später wiederholen könnte.

Noch herrscht Panik, aber keine Einigung mit Polen über die Behandlung des verwundeten Grenzflusses

Nationalpark Unter-Odertal in der Uckermark, Brandenburg, einzigartig in Deutschland Die Auenlandschaft der Die Stadt wurde zum Schauplatz einer Tragödie. Das grenzüberschreitende Reservat gilt als Paradies für Wasservögel zum Brüten, Ausruhen und Überwintern. Im Frühling und Herbst kommen Naturliebhaber, um den Zug von Tausenden von Enten, Gänsen oder Kranichen zu beobachten. Es besteht große Sorge, dass das Fischsterben auch Auswirkungen auf Seeadler, Kormorane, Fischotter und Eisvögel haben wird und die Artenvielfalt bedroht ist.

Fischbestände aller Arten werden drastisch reduziert

“In Bezug auf die Erholung ist die Oder sicherlich unmöglich”, schlussfolgern das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Menschengemachte Umweltkatastrophen haben die Fischbestände aller Arten drastisch reduziert. Hauptkonfliktquelle ist der Ausbau des Flusses, ein Ärgernis deutscher Umweltpolitiker, den das Nachbarland vorantreiben will. Umweltschützern gelang es vor Gericht in Warschau, die Bauarbeiten an der Oder vorübergehend einzustellen.

Trotz des Streits betonen deutsche Regierungspolitiker, dass sie den Austausch mit Polen suchen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte, ein Workshop solle 2023 stattfinden. Ein positives Signal setzte Polen, als Brandenburgs Staatskanzler Dietmar Woidke (SPD) das Treffen ankündigte. „Was 2022 an der Oder passiert ist, darf sich nicht wiederholen“, sagte der Regierungschef.

Experte: Es wird Jahre dauern, bis sich die Bestände erholen

„Das geht nicht Jetzt richtig vorsorgen. „Chancen. Aber das Zeitfenster wird enger“, sagte Frankfurt (Oder) Oberbürgermeister René Wilke (Linke). In seiner Region, vor allem im artenreichen Naturpark Unteres Odertal, herrscht große Sorge. Berufsfischer in Brandenburg legen derzeit eine Pause ein, um die Fischbestände nicht weiter zu reduzieren. „Insgesamt wird es aber noch ein paar Jahre dauern, bis sich die Bestände wieder erholen – wenn man die Chance dazu bekommt“, sagt Christian Wolter, Wasserexperte am IGB.

In Polen wird Fisch getötet ist aus der öffentlichen Debatte verschwunden. Ende September legte eine Expertengruppe ihren Bericht vor. Dies bestätigt die Behauptung von deutscher Seite, wonach die Ursache in der toxischen Wirkung von Algenblüten liegen dürfte. Fazit: “multi-cause linkage” kann zur Katastrophe führen. Aus deutscher Sicht könnte der Kern des Problems die Salzschwemmung in der Oder gewesen sein. Brandenburgs Landesumweltminister Axel Vogel (Grüne) hat bisher erfolglos gefordert, dass Polen die Informationen offenlegt. „Die Oder ist tot und niemand ist schuld“, titelte die Zeitung „Gazeta Wyborcza“.

Polens nationalkonservative PiS-Regierung hat nichts gegen die Umweltkatastrophe unternommen und kritisiert Radoslaw Gawlik von der Koalition „Let’s Save the Rivers“. „Die Regierung versucht nicht wirklich, die Ursache des Fischsterbens anzugehen, nämlich die Verschmutzung des Flusses durch Salzeinleitungen, die aus dem Bergbau stammen könnten.“ Gawlik beklagte, dass die Regierung in Warschau die Regulierung der Oder trotz allem weiter vorantreibe das Risiko einer Wiederholung der Umweltkatastrophe Das Ziel.

Antideutsche Propaganda

PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski nutzt den geplanten Oderausbau für antideutsche Propaganda. “Die Oder muss ein schiffbarer, regulierter Fluss sein”, sagte er kürzlich in einem Fernsehinterview. Wenn Deutschland protestierte, dann deshalb, weil die Deutschen Gebiete in Polen erschließen wollten, die als Freilichtmuseen genutzt werden könnten. “Die wirtschaftliche Entwicklung Polens ist gelinde gesagt kein deutsches Ziel”, sagte Kaczynski.

Ob die Warnungen der Experten gehört werden, bleibt fraglich. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei warnt davor, dass der Ausbau der Oder und Maßnahmen zu ihrer Vertiefung Niedrigwasserstände begünstigen, die auch zu einer massiven Entwicklung von Giftalgen führen. Es braucht das genaue Gegenteil: Renaturierung. Das Verwaltungsgericht in Warschau stoppte jedenfalls die Bauarbeiten für die Verlängerung des Flusses vorübergehend, da irreversible Umweltschäden nicht ausgeschlossen werden konnten.

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