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Strafverfolgungsverfahren nach Silvesterkrawallen

Polizei
Ein Schild mit der Aufschrift «Polizei» hängt an einem Polizeipräsidium.

Politiker und Polizei haben eine schnelle Aufklärung und eine Darstellung der Folgen nach den Unruhen an Silvester mit einem massiven Angriff auf Rettungsdienste zugesagt. Polizeichefin Barbara Slovik berichtete am Montag dem Innenausschuss des Repräsentantenhauses vorläufige Ergebnisse. Danach wurden 22 Fälle mit etwa 10 Verdächtigen an die Staatsanwaltschaft übergeben.

Auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD) will die Feuerwehr mit Dashcams ausstatten. Außerdem setzt sich die neue Chefin des Innenministerrates für eine Verschärfung des Waffengesetzes und ein Verbot von Böllern ein und will in Berlin die Bezirke dazu bewegen, zentral organisierte Feuerwerke abzuhalten.

Die Polizei weigerte sich, den Aktionsplan zu kritisieren. Die Unruhen seien “weder erwartet noch erwartet worden”, sagte Slovik. Knapp 3.000 Einsatzkräfte stehen zur Verfügung, darunter auch die Bundespolizei. Die Polizei gruppierte sich entsprechend um. In der ganzen Stadt brachen Unruhen aus. Der innenpolitische Sprecher der SPD, Tom Schreiber, war anderer Meinung. “Es läuft nicht gut”, sagte er. Die Frage ist, ob die Situation vorher falsch eingeschätzt wurde.

Auch von Karsten Homrighausen, Leiter der Landesfeuerwehr, beschrieben, wird deutlich, dass die Angriffe auf die Einsatzkräfte nicht nur in Hotspots wie Neukölln und Kreuzberg geschehen. Einsatzkräfte in Lichtenrade wurden mit Eisenstangen bedroht. Der Chef der Feuerwehr sprach sich für das Verbot des Abbrennens von Böllern aus: Es sei an der Zeit, mit der Tradition des Abbrennens von Böllern zu brechen.

Nach Angaben von Homrighausen hat die Feuerwehr bisher 69 Angriffe auf Einsatzkräfte registriert. Bisher wurden 53 Fälle gemeldet. Der Schaden an den 11 Fahrzeugen beläuft sich nach derzeitigem Stand auf zwischen 26.000 und 30.000 Euro. „Ich gehe davon aus, dass die Menge weiter steigen wird“, sagte der Feuerwehrchef. Laut Slowik meldete die Polizei 47 Verletzte, von denen 14 ambulant behandelt wurden und fünf ihre Arbeit aufgegeben hatten.

Laut Slowik konzentrierte sich die Polizei hauptsächlich darauf, die große Menge an Videomaterial auszuwerten, um aufzuklären, was passiert ist. Nach aktuellem Stand gibt es 49 Fälle von Übergriffen auf Polizisten und 37 Tatverdächtige, während es 53 Fälle von Übergriffen auf Feuerwehrleute gibt.

Bisher gibt die Polizei unterschiedliche Fallzahlen und Tatverdächtige Hinweise. Dies hängt laut einem Polizeisprecher mit unterschiedlichen Fristen und Anklagepunkten zusammen. Die erste Zahl sind 145 Verdächtige, die bei allen Vorfällen im Zusammenhang mit Silvester festgenommen wurden. Die von der Polizei eingesetzte Zentrale filtert nun Fälle heraus, bei denen es sich tatsächlich um Angriffe auf Einsatzkräfte oder Fahrzeuge handelt. Bis Ende der Woche sollen Pannendaten vorliegen, so der Sprecher.

Die CDU-Bundestagsfraktion ist erneut für ihren Themenkatalog kritisiert worden, der auch die Namen von Verdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit forderte. Die rot-grün-rote Regierungsfraktion der CDU hat ihr erneut Wahlkampf statt sachlicher Information vorgeworfen.

Innensenator Spranger warnte davor, den Migrationshintergrund des Täters in den Vordergrund zu stellen. „Natürlich müssen wir uns die Struktur der Täter ansehen, aber wir müssen sehr vorsichtig in unserer Kommunikation sein“, sagte sie. Der Linke-Abgeordnete Niklas Schrader betonte, dass die Einsatzkräfte und Opfer der Ausschreitungen – insbesondere in Neukölln – auch selbst eine Migrationsgeschichte hätten.

Während für Dienstag weitere Auseinandersetzungen im Senat und am Mittwoch ein sogenannter Gipfel gegen Jugendgewalt angesetzt sind, rückt die Justiz zunehmend in den Fokus. Einstimmig wird eine schnelle und konsequente Bestrafung gefordert. Eine separate spezialisierte Einheit der Staatsanwaltschaft wird derzeit diskutiert. Auch der Rechtsausschuss wird sich am Mittwoch mit der Angelegenheit befassen.

Der Berliner Oberstaatsanwalt Jörg Lauppach betonte in einem Interview ebenfalls, dass dem Verfahren Vorrang eingeräumt werde. Gleichzeitig warnt er vor zu hohen Erwartungen: „Das ist eine akribische Arbeit und nicht in ein, zwei Wochen erledigt. Wir reden eher von Monaten“, sagt Laupac von der Berliner Zeitung.

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