Unter dem Eindruck des verheerenden Angriffs der Hamas auf Israel mit Hunderten Toten wollen die Berliner Amadeu Antonio Stiftung und andere Beteiligte in den kommenden Wochen bundesweit auf alltäglichen Antisemitismus aufmerksam machen. Im Rahmen der 20. Aktionswochen gegen Antisemitismus sind bis in den November hinein mehr als 100 Veranstaltungen an mehr als 50 Orten geplant, wie die Stiftung am Montag mitteilte. Vorgesehen seien zudem Plakat- und Social-Media-Kampagnen, auch in Kinos werden Trailer der Kampagne unter dem Motto «#ZeroAntisemitism» gezeigt.
Antisemitismus sei Alltag für Jüdinnen und Juden in Deutschland, ohne Bedenken könnten sie ihre Identität nicht öffentlich zeigen, erklärten Vertreter der Stiftung und Partner des Projekts zum Auftakt der Aktionswochen am Montag in Berlin. «Im Internet wird tagtäglich Judenhass verbreitet, es kommt regelmäßig zu Beleidigungen, Drohungen und Angriffen.» Jüdische Menschen müssten sich für die Politik Israels rechtfertigen. Zugleich würden antisemitische Vorfälle immer wieder verharmlost. Und: Die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft lebe ein falsches Bild der Vergangenheit: «Viel zu viele glauben, ihre Vorfahren seien im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gewesen.»
Der Beauftragte der Bundesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, erklärte: «Die antisemitische Ideologie der Hamas beschränkt sich nicht auf den Gazastreifen. Auch in Deutschland sind Jüdinnen und Juden davon betroffen. Politik und Zivilgesellschaft müssen zusammenarbeiten, um die jüdische Gemeinschaft vor diesem Hass zu schützen.»
Projekte wie die Bildungs- und Aktionswochen spielten bei der Aufklärung über alle Formen des Antisemitismus, auch des israelbezogenen, eine wichtige Rolle. «Auch in diesem Jahr legen sie wieder den Finger in die Wunde und zeigen uns: Antisemitismus geht uns alle etwas an.»