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„Sterbendes Dorf“: Verkehrsübergänge brauchen höhere Geschwindigkeiten

Lumdatalbahn
Die noch stillgelegte Lumdatalbahn-Strecke zwischen Lollar und Rabenau-Londorf soll eingleisig reaktiviert werden.

Im August gab es gute Nachrichten. Nach vielen Jahren harter Arbeit erkannten die aktiven Mitglieder des Vereins Lumdatalbahn, dass sich ihr Engagement gelohnt hat. Bahnstrecken in Mittelhessen werden revitalisiert, die ersten Güterzüge sollen verkehren, gefolgt von Personenzügen. Bis 1981 gab es auf dem Abschnitt zwischen Lollar und Rabenau-Londorf (Kreis Gießen) regelmäßigen Personenverkehr. Vereinspräsident Manfred Lotz sagte, die Reaktion des Vereins schwanke zwischen vorsichtigem Optimismus und Ekstase.

Die rund 14 Kilometer lange Strecke ist eine von Dutzenden, deren Wiederinbetriebnahme das Land Hessen gefordert hat. Nach Angaben des Fahrgastverbandes Pro Bahn warten insgesamt 30 Linien auf die Sanierung, etwa die Hälfte davon wird dringend benötigt. Nach Angaben des Wiesbadener Verkehrsministeriums gibt es derzeit konkrete Planungen für 3 Strecken – darunter eine im Lumdatal – und aktive Machbarkeitsstudien für 2 Strecken. Darüber hinaus werden sechs weitere Straßenabschnitte überprüft.

Viele Baustellen, unregelmäßige Züge

Pro Bahn geht davon aus, dass die Verkehrswende in Hessen auch andernorts deutlich schnellere Geschwindigkeiten erfordern wird. Aufgrund vieler Baustellen und fehlendem Bahnpersonal kam es in letzter Zeit häufig zu Verzögerungen, die bei vielen Fahrgästen für Unzufriedenheit sorgten. Gleiches gilt für den vielfach angekündigten schlechten Start der Taunus-Wasserstoffzugflotte. Pro Bahn kritisierte im Sommer die äußerst schlechten ÖPNV-Zustände im ländlichen Raum und verlieh dem hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir die negative Auszeichnung „Hessischer Stolperstein“.

Politiker der Grünen fühlen sich zu Unrecht im Rampenlicht. Im Zentrum der Kritik: Der Bund ist für den Schienenverkehr zuständig. Nach hessischem Recht werden regionale Schienenverkehrsaufgaben von Verkehrsverbünden in Zusammenarbeit mit den Landkreisen und kreisfreien Städten wahrgenommen. Der Staat übernimmt vor allem die Rolle des Sponsors und Unterstützers.

Gleiches gilt für den Bau von Radwegen, für den in erster Linie die Kommunen zuständig sind. Doch nach Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Radsport-Clubs (ADFC) gibt es auf den Bundesstraßen zu wenig Bewegung: Es geht nur langsam voran, wodurch Hessen hinter dem Rest des Landes zurückbleibt. Seit 2014 hat das Land lediglich 1,3 Meter Radwege pro Quadratkilometer hinzugefügt. ADFC-Landesvorsitzender Ansgar Hegerfeld kritisierte die geringen Fortschritte beim geplanten Radschnellweg.

Nachholbedarf auf Radwegen nötig

Das Wiesbadener Verkehrsministerium sieht wie schon unter den Vorgängerregierungen Nachholbedarf. An Lösungen wird gearbeitet. Dies wird einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Planung von Radwegen zahlreiche Tests erfordert. Um den Prozess zu beschleunigen, haben wir 20 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und zusätzliche Mittel bereitgestellt. ADFC-Vorsitzender Hegerfeld sagte, unterm Strich fehle es noch immer an einem flächendeckenden Radwegenetz. Dies ist auch im Hinblick auf die Verkehrssicherheit dringend erforderlich.

Das am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel ist nach wie vor das Auto. Der ADAC erklärte, dass bei der Verkehrswende noch viel zu tun sei. Es gibt keine Ladestationen für Elektroautos. Obwohl Hessen versucht, aufzuholen, gibt es immer noch einen Rückstand. „Die Antriebswende muss voranschreiten und dafür sind die Rahmenbedingungen zwingend erforderlich“, sagte ADAC-Verkehrsexperte Wolfgang Herda. „In den Unterhalt von Straßen und Brücken muss mehr investiert werden.“ Vor allem Kommunen brauchen mehr Unterstützung von Bund und Ländern: „Andernfalls ist mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen.“

Fördermittel für die Straßeninstandhaltung

Die Landesregierung nannte verschiedene Kommunen, aus denen Gelder stammen werden erhalten. Das Wiesbadener Verkehrsministerium erklärte, es gebe keine Hinweise auf eine strukturelle Unterfinanzierung. Bei öffentlichen E-Ladepunkten liegt Hessen an der Spitze der Bundesländer und holt auf.

Denn Zeit drängt auch das Lumdatalbahn-Programm in Mittelhessen. „Unsere Dörfer sterben und unsere jungen Leute ziehen weg“, sagte Lotz, der Präsident des Clubs. Die einstündige Fahrt mit dem Bus nach Gießen ist zu lang. Die Züge werden dies halbieren. „Wir hoffen, dass die Bahn eine treibende Rolle spielt.“ Daher müsse der erste Personenzug so schnell wie möglich starten. „Wenn das nur zehn Jahre früher passiert wäre“, sagte er.

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