Die Gedenkstätte Stalag 326 in Ostwestfalen ist nun vom Aussterben bedroht, nachdem der Gütersloher Kreistag die Finanzierung der Einrichtung verweigert hat. Andre Cooper, Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Landtags, äußerte diese Sorge. „Wir haben vor der Entscheidung viele Diskussionen geführt und werden dies auch weiterhin tun. Der Schaden, der durch diese Entscheidung entsteht, ist enorm, Fördervereine erwägen zum Beispiel sogar die Schließung der jetzigen Gedenkstätte“, sagte Cooper am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
Die Gedenkstätte Stalag 326 im Schloß Holte-Stukenbrock war Berichten zufolge eine Idee des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und sollte auf Orte von nationaler Bedeutung ausgeweitet werden, und die Arbeit sollte auf Professionalität basieren. Gauck besuchte den Standort im Jahr 2015. Während des Zweiten Weltkriegs von 1941 bis 1945 wurden dort mehr als 300.000 Kriegsgefangene, überwiegend aus der Sowjetunion, als Zwangsarbeiter festgehalten. Bisher hat ein Förderverein die Gedenkstätte gepflegt und eine Dauerausstellung im ehemaligen Internierungslager eingerichtet.
Der Deutsche Bundestag hat 25 Millionen Euro für den Ausbau des 60-Millionen-Euro-Projekts zugesagt. Der Staat sollte die restliche Verantwortung tragen. Jährliche Betriebskosten von rund 4 Millionen Pfund werden zwischen mehreren Regionen Ostwestfalens und den Kommunen Bielefeld und Schlossholt-Stukenbrock aufgeteilt. Anfang der Woche wandte sich die CDU-Fraktion im Gütersloher Kreistag gegen den eigenen Regierungschef, indem sie einen Zuschuss in Höhe von 400.000 Euro ablehnte. Der Bezirksrat stimmte mit 33 zu 36 Stimmen gegen die Aufteilung der Betriebskosten. Sven-Georg Adenauer (CDU) hat sich für das Denkmal eingesetzt. Ebenso setzte Landtagspräsident Cooper (CDU) nach Gaucks Besuch eine Arbeitsgruppe zur Erweiterung der Gedenkstätte ein.
Auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe zeigte sich schockiert. «Wir bedauern diese Entscheidung zutiefst. Wir befürchten, dass Westfalen-Lippe nun seine einmalige Chance zur Errichtung eines Nationaldenkmals verlieren wird. Barbara Rüschoff-Parzinger, Leiterin des Kultusministeriums, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Das ist schade, denn dieses Denkmal ist sehr wichtig für die Demokratie und die politische Bildung in Deutschland.“
Dazu äußerte sich auch die Grünen-Chefin Unverständnis im Landtag. „Im Stalag 326 auf der Burg Holt-Stukenbrock wurden Kriegsgefangene in einem demütigenden, entmenschlichenden und entrechteten Verfahren entsprechend ihrer Arbeitskraft ausgewählt und von hier aus in Abteilungen zur Arbeit geschickt.“ Die Weiterentwicklung des Denkmals Stalag 326 ist von großer Bedeutung für die Erinnerungskultur und die historisch-politische Bildung im Umgang mit nationalsozialistischen Verbrechen an Kriegsgefangenen. “, sagt Wibke Brems von der Nachrichtenagentur dpa.
Aktuell laufen Projekte zur Stärkung der Gedenkkultur, „denn die örtliche CDU-Fraktion im Kreistag Gütersloh spricht sich gegen „das Chaos rund um die Situation ist tödlich aus.“ „Gerade in einer Zeit, in der die Unterstützung rechtsextremer Positionen alarmierend hoch ist, sollten sich alle Demokraten zu einer Erinnerungskultur verpflichten.“ Ich bin meinen CDU-Kollegen in ganz Europa, auf nationaler und lokaler Ebene dankbar, die ihre deutliche Kritik am Wahlverhalten ihrer Parteikollegen öffentlich geäußert und die Gedenkstätte unterstützt haben. “, sagte der Vorsitzende der Grünen.