Die Schweriner Staatsanwaltschaft forderte am Montag eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes im Prozess um den Tod eines kleinen Jungen vor einem Jahrzehnt. Die Nebenkläger schlossen sich der Klage vor dem Landgericht an, wie ein Gerichtssprecher sagte. Die Verteidigung plädierte daher auf Freispruch und verwies auf mehrere Geständnisse des Mannes, die sich in einigen Punkten widersprachen. Das Verhalten konnte dem Mann nicht nachgewiesen werden. Das Urteil wird am kommenden Montag (11. September) verkündet.
Das ist ein Fall voller Fragezeichen – auch zehn Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines Zweijährigen. Sein Vater soll den Jungen im Januar 2013 gewürgt haben. Seit Mitte Mai muss der 50-Jährige vor dem Schweriner Landgericht wegen Mordes aussagen. Der Anklage zufolge sagte der Vater des Jungen, der Junge sei erschöpft und wählerisch gewesen, was seine Pläne, nach Spanien auszuwandern, behindert habe.
Die Ehefrau des Angeklagten, die Mutter ihrer beiden Kinder, wurde von ihrem Ehemann fast acht Jahre nach der mutmaßlichen Begehung des Verbrechens angezeigt. Zwei Jahre später stellte sich der Vater, nachdem ihm die Staatsanwaltschaft mitgeteilt hatte, dass gegen ihn ermittelt werde. Mittlerweile lebt er in der Schweiz von seiner Frau getrennt.
Der Vater sagte der Polizei, er habe den Jungen in den Wald gefahren und sein Gesicht mit einer Decke im Kindersitz des Autos bedeckt. Dann versteckte er das tote Kind unter einem Ast im Wald. Allerdings verfasste der Vater – vermutlich Wochen nach dem Vorfall – eine andere Version für seine Frau. Also erstickte er seinen Sohn mitten im Wald vor seinem Auto. Vor Gericht schwieg der Angeklagte bis zuletzt zu den Vorwürfen.
Die Mutter meldete den Fall im Jahr 2020 der Polizei und ihr Mann behauptete, das kleine Kind zu seinen Großeltern mitgenommen zu haben, weil ihm der Umzug nach Spanien zu mühsam erschien. Es war eine Menge Arbeit für ihn. Vom Tod des Kindes erfuhr sie erst drei Wochen später, als der Vater die Leiche nach Spanien brachte. Jahrelang drohte ihr Mann, ihr und einem weiteren Sohn etwas anzutun, wenn sie die Polizei riefen. Diesen Schritt hat sie 2020 trotzdem gemacht, weil sie es nicht mehr aushalten konnte.