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Sprachlos? Die CSU kämpft im Wahljahr mit Asylfragen

Söder
Markus Söder erwartet von den Mitgliedern der Partei bedachte Aussagen.

‘Asyltourismus’, ‘Mützen’, ‘ungerechte Regeln’ – als die Einwanderungsdebatte Deutschland von 2015 bis 2018 erfasste, waren die Meinungen und Forderungen der CSU immer laut und am liebsten die Spitze. Was folgte, war eine der größten Krisen der Koalition, als die Koalition aus CDU und CSU im Bundestag fast auseinanderbrach. Während sich die Zuwanderungszahlen seit einigen Monaten ähnlich entwickeln, ist es unter Christlichsozialisten gespenstisch ruhig geworden.

Wer Anfang 2023 die CSU nach Einwanderung und Asyl fragt, findet eine Partei, die sich selbst bekämpft. Natürlich sei eine klare Positionierung wichtig, entscheidend seien aber “dezente Tonalität und Phrasierung”, sagte der Parteichef. Bei der Sitzung des Gremiums Anfang vergangener Woche in München warnte Parteichef Markus Söder die Mitglieder sogar vor voreiligen Äußerungen. Die Medien werden das Vorgehen der CSU genau beobachten, wie später von Konferenzteilnehmern zitiert wurde.

Die Wintersitzung des CSU-Bundestags zu Beginn dieses Jahres befasste sich ebenfalls nur kurz mit Einwanderung und ist für ihre beeindruckenden Präsentationen bekannt. Mit Blick auf die Silvesterkrawalle betonte Landesblockchef Alexander Doblint sogar, dass “es keine Integrationsdebatte, sondern eine Rechtsstaatsdebatte braucht”. Wie gefährlich es ist, in dieser Situation zu übertreiben, spürte zuletzt CDU-Chef Friedrich Merz. Nachdem er das Kind des Einwanderers einen „kleinen Pascha“ genannt hatte, überrollte ihn eine Welle der Wut.

Einwanderung und Arbeitskräfte

Die Situation ist etwas heikel. Tatsächlich braucht Deutschland, insbesondere das industriestarke Bayern, Zuwanderer wie Luft zum Atmen. Die Bundesagentur für Arbeit geht von einer Nettozuwanderung von mindestens 400.000 pro Jahr aus, die notwendig ist, um das Erwerbspersonenpotenzial der geburtenschwachen Bevölkerung zumindest zu erhalten. Kommunen dagegen pfeifen wegen der Unterbringung von bereits aufgenommenen und um finanzielle Unterstützung ersuchten Ukrainern und Asylbewerbern.

Aus dieser Sicht erscheint es wahlpolitisch sinnvoll, wenn die CSU in dieser Frage vorsichtiger ist und Söder ihre Weigerung derzeit in Frage stellt. Denn wer ihn kennt, weiß, dass er nie überfordert ist. Das spiegelt sich in Söders Umfeld wider. 2023 wird das anders sein. Es war auch nicht seine Aufgabe, hier den Weg zu weisen. Zudem wird die Ampel-Einwanderungspolitik der Bundesregierung durchaus kritisiert werden. So beklagte die CSU, dass es aus Berliner Sicht einfacher werden sollte, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Stattdessen forderte Söder selbst angesichts des Fachkräftemangels schnellere Visaverfahren.

“Mein Eindruck ist, dass die Gewerkschaft seit 2015 ihr Trauma nie überwunden hat. Sie ist sehr verunsichert, was die Einwanderungspolitik angeht”, lobte Christian Dürer, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion das geplante Einwanderungsgesetz der Ampelregierung. Die Union hingegen hat auf diese Herausforderung keine Antwort, und eine Handvoll Reformer in CDU und CSU wie Armin Laschet haben kein Mitspracherecht. Dies schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland.

Außerungen aus der CSU

Aber auch innerhalb der CSU, vor allem auf kommunaler Ebene, mehren sich die Stimmen, die Klarheit wollen. Allerdings müssen sich die CSU-Mitglieder noch gedulden: Derzeit soll es keine Kommunikationspläne geben. Im Zweifelsfall wird an das zuständige Landesamt verwiesen.

“Wir dürfen die Debatte nicht verschärfen, aber wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen”, sagt Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU). Überall dort, wo der wachsende Zustrom zu spüren ist, wächst die Sorge, dass die Debatte eine Gratwanderung ist. „Wir müssen uns klar von der AfD-Linie abgrenzen. Aber wir müssen sehen, dass die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, nicht unendlich ist.“

Ermittlungen und Wahlen

In der Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge werden im Jahr 2022 so viele Menschen Asyl in Deutschland beantragen wie noch nie seit 2016. Auch in Bayern, dem Heimatland der CSU, wies das „Zuwanderungskontrollsystem“ einen Saldo von 169.036 aus Ende 2022. Im Vergleich: 132.713 Ende 2015 und 131.864 Ende 2016.

Als neue wortlose Erklärung der CSU-Spitze wurden die Lehren aus dem Wahljahr 2018 schnell angewendet , als Söder und Co sich zunächst als Aufruf zur Begrenzung potenzieller Wähler aus dem konservativen Lager zu positionieren versuchten, aber der Schuss nach hinten losging: Wegen ihrer allzu aggressiven Taktik („Asyltourismus“) verprellt sie eher bürgerliche Wähler.

Der politische Wettbewerb hat Stellung bezogen: Liberale Wähler kritisieren Sie beispielsweise dafür, dass Sie Asylsuchende nicht so schnell wie möglich in ihr Herkunftsland zurückschicken – und betreiben dann eine teure Kampagne, um dort Arbeitskräfte anzuwerben Die AfD rüstet sich bereits in der aufkeimenden Debatte über Einwanderung.

Für Söder ist es entscheidend, nicht die gleichen Fehler zu Beginn des Landtagswahljahres zu wiederholen. Aber auch die CSU befürchtet, dass die Strategie dies könnte Wenn die Wähler nicht wissen, wofür die CSU steht, wenden sie sich an andere Parteien.

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