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Sollte Bayer aufgelöst werden?

Börsencrash

Für Bayer läuft es derzeit überhaupt nicht rund..aussiedlerbote.de
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Sollte Bayer aufgelöst werden?

Die Situation von Bayer ist düster: Die Aussichten sind düster, die Verschuldung hoch und die Pharmasparte schwächelt. Es gibt auch rechtliche Probleme. Die Aktienkurse stürzten ab. Vorstandsvorsitzender Bill Anderson hatte keine andere Wahl, als die Gruppe aufzulösen.

Wer sich auf der Investorenseite auf der Bayer-Homepage verirrt, sieht die Worte „Werte für Aktionäre schaffen.“ Doch von diesem Ziel ist der Pharma- und Agrarkonzern derzeit weit entfernt: Seit Anfang dieser Woche hat das Leverkusener Unternehmen fast 8 Milliarden Euro an Börsenwert verloren und seine Aktien sind um rund 20 % im Minus. Das hat es in der Geschichte des Unternehmens noch nie gegeben. Das muss jetzt radikal geändert werden.

Auslöser der Farce war eine Serie von schlechten Nachrichten: Am vergangenen Freitag musste der Leverkusener Konzern eine Charge des Krebsmedikaments Vitrakvi zurückrufen und löste damit eine Serie von … aus Pech. Denn bei Routineuntersuchungen wurden Verunreinigungen festgestellt. Ein kleiner Segen: Das Medikament wurde noch nicht eingenommen.

Am selben Tag verurteilte das Gericht im US-Bundesstaat Missouri Bayer zu einer Geldstrafe von 1,5 Milliarden US-Dollar. Ein Richter machte Bayer für die Krebserkrankungen von drei Landwirten verantwortlich, die Roundup verwendeten, ein glyphosathaltiges Herbizid der Bayer-Tochter Monsanto.

Am Montag folgte der dritte Schlag: Bayer musste die Entwicklung seines teuren Produkts, des Blutverdünners Asundexian, in der dritten, späten Phase wegen mangelnder Wirksamkeit stoppen. Mit mehr als 30.000 Teilnehmern aus 40 Ländern ist die klinische Studie eine der größten klinischen Studien, die Bayer jemals durchgeführt hat. Das Unternehmen hatte gehofft, mit dem Medikament für Patienten mit Schlaganfallrisiko einen Umsatz von bis zu 5 Milliarden Euro zu erzielen. Auch das Patent für Xarelto, den Vorgänger von Asundexian, läuft bald aus, Bayer hat damit in diesem Jahr 3 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Andere Hersteller könnten das Produkt dann nachahmen und der Umsatzanteil von Bayer würde sinken.

Kosmetische Klagen

Die Bayer-Tochter Monsanto geriet Anfang der Woche in weitere Schwierigkeiten: Sechs Lehrer und ein Hausmeister in Seattle klagen wegen Monsanto-Produktion. Chemische PCBs in Baumaterialien sollen Krebs verursachen , Hirnschäden und andere gesundheitliche Probleme. Eine Jury befand das Unternehmen für haftbar und verurteilte Monsanto zur Zahlung von 165 Millionen US-Dollar. Weitere Zahlungen in Millionenhöhe könnten folgen.

Es könnte nur ein Zufall sein, dass die jüngsten Tiefststände von Bayer ungefähr zur gleichen Zeit erreicht wurden. Aber sie haben eine lange Geschichte, die auf das zurückgeht, was manche Anleger als „die größten Managementfehler der Geschichte“ bezeichnen. Im Jahr 2018 übernahm Bayer den US-Konkurrenten Monsanto für sagenhafte 63 Milliarden Euro. Das war damals die Grenze seiner Tragfähigkeit und Bayer war hoch verschuldet, um die Übernahme bewältigen zu können. Der damalige Vorstandsvorsitzende Werner Baumann glaubte, Bayer vor der Übernahme durch Monsanto bewahrt zu haben. Seitdem ist Bayer in drei Divisionen organisiert: Pharmaceuticals, Crop Science (Düngemittel) und Consumer Health (rezeptfreie Arzneimittel).

Doch kurz nach der Monsanto-Übernahme lösten Zehntausende Monsanto-„Nutzer“ von „Roundup“ eine riesige Klagewelle in den USA aus. Bowman wollte eigentlich Schutz vom US-Justizministerium, aber dieses schritt nicht ein. Sie wollen nicht so viele Wähler verärgern. Bayer hat einen Prozess nach dem anderen verloren und riesige Summen zahlen müssen: Das Unternehmen hat 16 Milliarden US-Dollar an Strafen gezahlt oder zurückgestellt.

Hohe Schulden und nicht enden wollende Klagen in den Vereinigten Staaten haben immer mehr Investoren vertrieben. Als Monsanto gehandelt wurde, lag der Aktienkurs bei rund 100 Euro. In den letzten sechs Jahren ist er unter 33 Euro gefallen.

Hoffnungen stehen unter Druck

Diese Situation hat das Eingreifen aktivistischer Investoren auf sich gezogen: Anfang dieses Jahres stieg Bluebell Capital aus London in den DAX ein und plädierte gemeinsam mit anderen Investoren für einen Ausstieg von Bayer Die enorme Verschuldung von rund 36 Milliarden Euro ist durch die Ausgliederung des wachstumsstarken Consumer-Health-Geschäfts in rezeptfreie Medikamente wie Aspirin entstanden. Die enorme Verschuldung trübt die Aussichten von Bayer in einem Umfeld steigender Zinsen zusätzlich. Auch der US-Investor Inclusive Capital ist mit von der Partie und hat sich mit Bluebell zusammengetan.

Auch Aktionär Union Investment ist mit von der Partie: „Am sinnvollsten ist es, sich im Rahmen einer Abspaltung von Consumer Health zu trennen“, sagte Portfoliomanager Marcus Manns in der Capital-Anfrage. Die Bewertung des Unternehmens an der Börse wird höher sein als innerhalb des Konzerns.

Bowman ging im Februar in den Ruhestand, was die Eigentümer als Teilerfolg betrachten können. Sein Nachfolger Bill Anderson, zuvor Leiter des Pharmageschäfts des Schweizer Konzerns Roche, leitete tiefgreifende Veränderungen ein und galt damals als neuer Hoffnungsträger. Heute steht er unter Druck.

Denn es geht nicht nur um das Vermächtnis. Vorsichtiger Blick auf die Aussichten für das kommende Jahr: „In der Pflanzenwissenschaft dürfte es aufgrund der reduzierten Maisanbaufläche und des Preisdrucks bei Pflanzenschutzmitteln Gegenwind geben, während das Pharmageschäft weiterhin unter dem Preis- und Erstattungsdruck leiden dürfte“, so der Analyst der Deutschen Bank Falco Friedrichs schrieb. Auch im Jahr 2024 erwartet er einen größeren Kostendruck und sinkende Gewinne.

„Toxischer Cocktail“

Tatsächlich hatte Anderson keine andere Wahl. Will er den Aktienkurs halten, muss er einen Aktiensplit ankündigen. Er ist nicht der erste Pharma-CEO, der diesen Schritt wagt: Johnson & Johnson hat seine Consumer-Health-Sparte Kenvue an die Börse gebracht, Sanofi bereitet eine Abspaltung vor und GlaxoSmithKline und Pfizer haben eine Consumer-Health-Allianz mit dem Unternehmen Haleon gegründet.

Analyst Friedrichs geht jedoch davon aus, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis Anderson diesen möglichen Rettungsschritt ankündigt. „Die Aussicht auf betriebliche Schwierigkeiten im Jahr 2024 bleibt daher im Vordergrund.“

Aber das bedeutet nicht, dass Anleger jetzt verkaufen müssen. Einige Banken, darunter auch die Deutsche Bank, haben die Aktie bereits herabgestuft.Aber niemand schlug einen Verkauf vor. Denn wie Mance von United Investment es ausdrückt: „Der giftige Cocktail aus hohen Zinsen, Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten und jetzt der Schwäche des Pharmasektors stellt keine Gefahr für das Überleben des Unternehmens dar.“ Im Notfall könnte Bayer auch seine Dividende kürzen oder erhöhen neue Fonds an der Börse. Wichtig ist, dass Andersons Strategie inhaltlich klar strukturiert ist. In der Zwischenzeit sind Geduld und starke Nerven gefragt. Denn wenn Anderson dem Druck des Kapitalmarkts standhalten kann, wird er seine neue Strategie wie geplant erst beim Capital Markets Day im März 2024 bekannt geben.

Dieser Artikel wurde zuerst in Capital veröffentlicht. Deutschland

Quelle: www.ntv.de

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