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Sexuelle Belästigung auf Handelsschiffen: Verband entsetzt

Verbandsvorsitzende Gaby Bornheim
Gaby Bornheim, Vorsitzende des Verbands Deutscher Reeder.

Der Verband Deutscher Reeder ist entsetzt über die hohe Fallzahl bei sexueller Belästigung auf Handelsschiffen. «Die Ergebnisse sind schrecklich», sagte die Verbandsvorsitzende Gaby Bornheim der «Deutschen Verkehrs-Zeitung» (DVZ/Mittwoch) in Hamburg mit Blick auf die jüngste Umfrage der Women’s International Shipping & Trading Association unter mehr als 1000 weiblichen Seeleuten aus 78 Ländern. Demnach gaben zwei Drittel der Befragten an, von ihren männlichen Kollegen an Bord belästigt und eingeschüchtert worden zu werden; ein Viertel der Frauen habe zudem angegeben, dass körperliche und sexuelle Belästigung in der Schifffahrt an der Tagesordnung seien. «Der Befund ist furchtbar und darf auf keinen Fall relativiert werden», sagte die Geschäftsführerin der Peter Döhle Schiffahrts-KG.

Bornheim forderte die Unternehmen auf, übergriffiges Verhalten von Männern zu ahnden und nicht zu verharmlosen. «Es müssen entsprechende Compliance-Regelungen eingeführt werden.» Frauen müssten sich vertrauensvoll auch über Whistleblowing-Hotlines an entsprechende Stellen im Unternehmen wenden können, ohne Nachteile befürchten zu müssen. «Ich weiß, wovon ich rede», sagte Bornheim der DVZ. Sie sei in ihrem Berufsleben selbst anzüglichen Kommentaren ausgesetzt gewesen.

Wenn eine Frau in ihrer Abteilung einen männlichen Kollegen habe, dessen Avancen sie nicht erwidere, dann werde es für die Frau oftmals übel, sagte Bornheim. Sie könne sich zwar ihrem Vorgesetzten anvertrauen – in der Regel ein Mann. Dass sie von ihm aber Hilfe bekomme, sei oft nicht gesichert. «Sie kann sich auch einen neuen Job suchen; doch warum sollte es eigentlich die Frau sein, die sich gezwungen sieht, darüber auch nur nachzudenken», sagte Bornheim.

Obwohl derzeit ein Ermittlungsverfahren gegen Bornheim im Zusammenhang mit dem illegalen Export eines Schrottschiffes nach Indien läuft, will sie ihr Amt als VDR-Vorsitzende nicht ruhen lassen. Sie habe darüber nachgedacht, habe sich aber dagegen entschieden, «weil ich weiß, wo ich stehe und wie ich das einzuschätzen habe». Sollte es jedoch zur Anklage kommen, würde sie noch einmal darüber nachdenken.

Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt, ob Bornheim als Geschäftsführerin sowie die Reederei-Inhaber Christoph und Jochen Döhle geholfen haben, das Containerschiff eines Rendsburger Unternehmens zur Verschrottung nach Alang im indischen Bundesstaat Gujarat zu bringen. Allen drei werde vorgeworfen, als «dazwischengeschalteter Makler» für den Export mitverantwortlich zu sein, hatte Kiels Oberstaatsanwalt Henning Hadeler dem NDR gesagt.

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