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Schwierige Phase für Start-ups - aber genug Geld da

Baystartup: Schwierige Phase für Start-ups - aber genug Geld da
Ein Pfeil als Wegweiser zeigt auf der Konferenz Next Berlin den Weg zur Bühne für Start Startups.

Trotz erschwerter Finanzierungsbedingungen für Start-ups sieht die Förderagentur Baystartup keinen Anlass für Untergangsstimmung. In allen Phasen seien die Finanzierungsrunden für Start-ups schwieriger geworden, sagte Baystartup-Chef Carsten Rudolph. «Man muss aber berücksichtigen, dass wir von einem sehr hohen und sehr komfortablen Niveau kommen.»

In den vergangenen zwölf Jahren sei es eigentlich kontinuierlich bergauf gegangen. «Die Wahrnehmung ist vielleicht deswegen vielleicht etwas dramatischer, als sie noch vor einigen Jahren gewesen wäre», sagte Rudolph. «Im Großen und Ganzen sieht es noch okay aus. Es hängt individuell vom einzelnen Start-up ab – ob es eine gute Idee hat, ein gutes Geschäftsmodell, Umsätze und Kunden.»

In diesem Jahr häufen sich die Meldungen über Start-ups, die in Geldnot geraten oder sogar Insolvenz anmelden. Nach Rudolphs Einschätzung handelt es sich dabei in einigen Fällen um eine Art der Marktbereinigung: «In den vergangenen Jahren sind auch viele Start-ups finanziert worden, die nur eine reine Vision hatten, ohne wirkliches Geschäftsmodell», sagte der Baystartup-Geschäftsführer. «Von diesen Unternehmen streichen jetzt einige die Segel. Das ist ein völlig normaler Prozess.»

Die Anforderungen der Investoren seien massiv gestiegen und hätten sich in eine noch frühere Unternehmensphase verschoben. «Mittlerweile ist es so, dass Investoren schon nach der ersten Finanzierungsrunde fragen, wie viel Umsatz ein Start-up macht», sagte Rudolph. «Und wenn es dann in den letzten eineinhalb Jahre nur ein paar tausend Euro Umsatz waren, lautet die Antwort: Komm mal wieder, wenn du 200.000 Euro Umsatz hast.»

Die Agentur bringt Start-ups mit Investoren zusammen, getragen wird sie von zwei Fördervereinen. Das Bayerische Wirtschaftsministerium unterstützt die Agentur. Einige der in der Gründungsphase von Baystartup begleiteten Unternehmen sind mittlerweile groß und erfolgreich, darunter Flixbus.

Die Risikokapitalgeber sind nach Rudolphs Einschätzung jedoch derzeit vorsichtig. «Ich kann mir eher vorstellen, dass die Investoren derzeit abwarten, wie sich die Weltwirtschaft entwickelt», sagte er. «Die Venture-Capital-Fonds besinnen sich auf ihr Geschäftsmodell zurück, setzen auf die wenigen ganz Großen und sortieren stärker aus. Vor zwei Jahren war die VC-Szene noch deutlich optimistischer.»

Gleichzeitig falle es im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld Start-ups schwerer, ihre geplanten Umsätze zu erreichen, um Geld aufnehmen zu können, sagte Barbara Dombay, Leiterin des Investorennetzwerks bei Baystartup.

Doch an Kapital fehlt es nicht. Viele neue Fonds hätten in den vergangenen zwei Jahren Geld eingesammelt, sagte Dombay. «Darunter sind viele First Timer von Leuten aufgelegt, die vorher noch nie einen Venture-Capital-Fonds aufgelegt hatten. Auch in den 2000ern haben wir eine so starke Dynamik nicht beobachtet.» Es sei noch sehr viel Geld da, «das ist eigentlich positiv. Aber viele VC-Fonds sind sehr wählerisch und vorsichtig bei ihren Investments.»

Auf die Tätigkeit der Förderagentur hat die derzeitige Zurückhaltung der Geldgeber nach Rudolphs Worten ebenfalls Auswirkungen: «Für uns bedeutet das natürlich sehr viel Arbeit, weil wir die Start-ups noch besser auf Gespräche mit Investoren vorbereiten und noch besser dafür sorgen müssen, dass sie fit sind, was Finanzierung angeht», sagte der Baystartup-Geschäftsführer. «Das lässt sich aber nicht immer beliebig löten. Wenn ein Start-up kein Geschäftsmodell hatte, können wir nicht plötzlich eines backen.»

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