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Schweizer Kuhglocken lösen Dorfunruhen aus

Ist es zu groß oder ist es „Teil der DNA“?

Der neue Mann sagte, die Kuhglocke sei riesig..aussiedlerbote.de
Der neue Mann sagte, die Kuhglocke sei riesig..aussiedlerbote.de

Schweizer Kuhglocken lösen Dorfunruhen aus

In der Schweiz gibt es eine Posse: Zwei Paare wollen erreichen, dass 15 Kühe nachts keine Glocken mehr tragen dürfen. Der nächtliche Schlaf wurde gestört. Der Streit ist schnell eskaliert, ein Gegenantrag wurde formuliert und eine Abstimmung vorbereitet. Nun hat sich das Paar geeinigt.

Die Kühe, die mit ihren leisen Glocken über die Weide marschieren, gehören wie die Löcher im Käse zum Bild der Schweiz. Doch so wie diese Löcher durch moderne Melktechniken bedroht sind, macht das moderne Leben den Kühen das Bimmeln immer schwerer. In der Stadt Alvangen in der Zentralschweiz sträuben sich die Traditionalisten, dies zu akzeptieren.

Wenn sie wüssten, wozu ihre Beschwerden führen, würden sie sich wahrscheinlich nicht die Mühe machen: Weil sie sich durch den "Lärm" der Kuhglocken gestört fühlen, wollen zwei Ehepaare aus Alvangen dafür sorgen, dass die rund 15 Kühe, die in ihrer Nachbarschaft leben, diese nachts beim Grasen nicht mehr tragen dürfen.

Alwangens Bürgermeister Niklaus Lunzgaard Hansen sagte, er sei von der Beschwerde überrascht. Obwohl er in der Nähe der betroffenen Weiden wohnt, war ihm nicht bewusst, dass "Kühe viel Lärm machen". Jetzt ist ihm klar, dass das Geklirr störend sein kann.

Unterstützung für die Kuhglocken-Initiative wurde gegründet.

Der Vorstoß zweier lärmempfindlicher Paare hat eine heftige Reaktion hervorgerufen. Es wurde eine Gegeninitiative zum Schutz des nächtlichen Kuhglockengeläuts lanciert, die den Anwohnern zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Für den Erfolg der Initiative war die Unterstützung von zehn Prozent der Stimmberechtigten in Alvangen (d.h. etwa 380 von rund 4.800 Einwohnern) ausreichend. Tatsächlich wurden 1.099 Unterschriften gesammelt. "Das war enorm", sagte Lunzgaard-Hansen. Die Abstimmung über das Kuhglockenläuten wird voraussichtlich im Juni stattfinden.

Kuhglocken wurden früher verwendet, um Tiere auf Almen zu finden, aber heute gibt es für diesen Zweck GPS-Tracker. Doch kaum jemand möchte das Symbol des idyllischen Landlebens missen. Am vergangenen Mittwoch hat die UNESCO die Almsaison - die jahrhundertealte, von zahlreichen Ritualen begleitete Tradition, das Vieh auf die Hochweiden zu treiben, um der Sommerhitze zu entkommen - in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen.

Manche Stadtbewohner, die auf der Suche nach Ruhe und Frieden in der Natur sind, ärgern sich jedoch über die offensichtlichen Nebenwirkungen des Landlebens. Alvangen mit seinen 19 Bauernhöfen liegt nur eine halbe Autostunde von Bern und eine Autostunde von Basel und Zürich entfernt.

"Teil der Schweizer DNA."

Aber es gibt nicht nur Beschwerden über Kuhglocken. Es gibt auch Beschwerden über den Lärm der Kirchturmglocken, die in vielen Schweizer Stadtteilen im Viertelstundentakt läuten. Solche Beschwerden stossen meist auf heftigen Widerstand, so auch in Alvangen: "Es geht um unsere Traditionen", sagt Andreas Baumann, der Initiant der Pro-Kuhglocken-Initiative. "Kuhglocken sind Teil der Schweizer DNA, und in Alvangen wollen wir sie schützen."

Unabhängig vom Ausgang des geplanten Referendums könnten die 15 Kühe in der Nachbarschaft nachts abgerissen werden, wenn die Behörden ihren Lärm als zu laut erachten. Ein Gerichtsurteil wird in Kürze erwartet.

Rolf Rohrbach, der in der Nähe einen Viehzuchtbetrieb betreibt, weiß wenig über die Probleme der Anwohner. Das sanfte nächtliche Bimmeln lässt ihn einschlafen, sagt er, "und dann weiß ich, dass meine Kühe nach Hause kommen".

Zwei Ehepaare, denen der Glockenklang den Schlaf raubte, haben inzwischen Konsequenzen aus dem Aufstand der Alvangener gezogen: Einer hat seine Beschwerde zurückgezogen, der andere will ausziehen.

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Quelle: www.ntv.de

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