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Schleswig-Holstein plant die Installation weiterer Windkraftanlagen

Mehr Windkraftanlagen, mehr Fläche, weniger Natur- und Tierschutz: Schwarz-Grün will, dass Schleswig-Holstein bis 2030 15 GW Windstrom erzeugt. An der Entfernung zum Haus ändert sich jedoch nichts.

Windkraftanlagen stehen auf Feldern. Foto.aussiedlerbote.de
Windkraftanlagen stehen auf Feldern. Foto.aussiedlerbote.de

Energie - Schleswig-Holstein plant die Installation weiterer Windkraftanlagen

Bis 2030 sollen in Schleswig-Holstein zahlreiche Windkraftanlagen in Betrieb sein. Die schwarz-grüne Landesregierung will die installierte Leistung der Onshore-Windenergie auf 15 GW steigern. „Um dies zu erreichen, müssen wir stärker als bisher in Naturschutzfragen eingreifen und mehr Vorranggebiete ausweisen“, sagte Innenministerin Sabine Suterling-Wacker am Dienstag.

Bisher wurden zwei Prozent des Landes als Windkraftanlagen-Gebiet ausgewiesen. Die Zukunft soll bei drei Prozent liegen. Das entspricht zusätzlichen 160 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Das ist deutlich größer als das Kieler Stadtgebiet, das eine Fläche von knapp 119 Quadratkilometern umfasst.

Anfang Juli waren an Land 3.119 Windkraftanlagen in Betrieb. Ihre Gesamtleistung beträgt 7,9 GW. Weitere 369 Standorte wurden genehmigt. Sie brachten zusätzlich 1,9 Gigawatt Strom. Nach Angaben der Landesregierung wird das Onshore-Windkraftziel von 10 GW bereits im Jahr 2025 erreicht. Das neue System wird durchschnittlich etwa 200 Meter hoch sein. CDU und Grüne haben sich in einem Koalitionsvertrag auf den Ausbau der Onshore-Windkapazität auf 15 Gigawatt geeinigt. 5 Gigawatt entsprechen der Stromerzeugung mehrerer Atomkraftwerke.

Das Schwarz-Grüne Bündnis hofft, spätestens 2027 einen neuen Regionalplan vorlegen zu können. Der Abstand der Anlage zu Häusern soll gleich bleiben – 400 Meter zu einzelnen Häusern, 800 Meter und 1000 Meter zu Dörfern und Städten.

"Zwei Seiten der selben Münze"

Es wurden Eingriffe zum Landschafts- und Artenschutz sowie zum Denkmalschutz durchgeführt. „Der Ausbau erneuerbarer Energien liegt im überwiegenden öffentlichen Interesse“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt. „Wir sind im Schutzgüterkonflikt Kompromisse eingegangen, um den Klimaschutz zu unterstützen.“ Der Grünen-Politiker erklärte, dass Windkraftanlagen in Gebieten mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz weiterhin verboten seien. „Klimaschutz und Naturschutz sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Konkret schließt das Bündnis Landschaftsschutzgebiete nicht mehr pauschal aus. Es passt den Abstand zum Wald an dessen ökologischen Wert an. Es reduziert teilweise Schutzgebiete rund um große Vogelbrutgebiete. Auch Naturschutzgebiete haben sich verändert. Die Regierung wird die Standards voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 zusammen mit einem Entwurf eines neuen Windkraftplans veröffentlichen.

Die Landesregierung hofft, dass es weniger Widerstand gegen die neue Regelung geben wird als noch vor einigen Jahren. „Wir haben so etwas wie Wind und Frieden in unserem Land“, sagte Goldschmidt. Insgesamt wurden 54 Klagen gegen den bisherigen Bebauungsplan eingereicht, aber nur zwei gegen die Windkraftanlagen. Andere streben die Ausweisung weiterer Gebiete an. Im März dieses Jahres hat das Oberverwaltungsgericht die Windkraftpläne im Norden des Landes aufgehoben.

Abgegrenzte Windkraftgebiete sollen grundsätzlich erhalten bleiben. Künftig müssen Windkraftanlagen nicht mehr dreimal so hoch sein wie Wohngebäude und fünfmal so hoch wie Siedlungen. Es gibt auch keine Höhenbeschränkung. Zukünftig können auch ältere Windenergieanlagen außerhalb von Vorranggebieten durch neuere, leistungsstärkere Anlagen ersetzt (Repowering) werden. Allerdings dürfen dadurch weder öffentliche Belange noch raumplanerische Ziele gefährdet werden.

Kritik vom Nabu – Lob aus der Branche

Der Naturschutzbund (Nabu) hat eine Reduzierung des Mindestabstands zwischen Seeadler- und Schwarzstorch-Brutgebieten von 3.000 Metern auf 2.000 Meter kritisiert. „Wir halten das für inakzeptabel“, sagte Thomas Behrends, Naturschutzbeauftragter der Deutschen Presse-Agentur. Der Schwarzstorch ist vom Aussterben bedroht. Es ist unklar, ob der Rotmilan auf einer Höhe von 1.500 Metern bleiben wird. Goldschmidt hatte auf den ersten Blick grundsätzlich Naturschutzthemen im Sinn. Vizepräsident Fritz Heydemann befürchtet, dass die Aufhebung des generellen Abstands von 100 Metern zu einer Zunahme der Tötung durch Waldfledermäuse wie Spodoptera exigua führen wird. „Außerdem wird es schwierig sein zu verhindern, dass bekannte Vogelflugrouten – Fehmarn und die Oldenburger Halbinsel – noch dichter mit Windkraftanlagen bebaut werden als bisher.“

Auch Reasonkraft, eine wichtige Windkraftinitiative, kritisierte die Pläne. Vorsitzende Susanne Kirchhof sagte: „Die heutige Entscheidung der Landesregierung macht deutlich, dass praktisch alle Anwohner von Windenergie-Gewerbegebieten gesperrt sind.“ Wo die Politik eigentlich ausgewogene Entscheidungen treffen und Schäden verhindern sollte, überwogen erneut die Interessen der Industrie.

Christopher Vogt, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, sagte, die Änderungen der Abstandsregeln durch die Regierung gefährden die Akzeptanz der Windenergie. „Mit diesem Plan bricht die CDU ein wichtiges Wahlversprechen.“ Grund sei nicht in erster Linie ein Wunsch der Bundesregierung, sondern die von CDU und Grünen im Koalitionsvertrag vereinbarten Ausbauziele. Die Windenergiebranche begrüßte die Pläne. „Die schwarz-grünen Regierungen haben erkannt, dass die Windenergie auf dem Weg zur Klimaneutralität mehr Raum braucht und erfüllen nun die Vorgaben des Bundes“, sagte Marcus Hrach, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien. )express. „Im Hinblick auf die energiepolitischen Ziele für 2030 muss die nationale Planung jedoch weiterhin so schnell wie möglich neue, bebaubare Flächen für moderne Windenergieanlagen ausweisen.“ Ein Abschluss der Planung bis 2027 sei eindeutig zu spät. Die ausgewiesenen Gebiete sind derzeit weitgehend erschlossen und geplant.

Der SPD-Energiepolitiker Marc Timmer sagte, der Ausbau sei richtig gewesen. „Dazu gehört es, mehr Platz für Windkraftanlagen sowie höhere Anlagen bereitzustellen, um mehr Leistung und damit kostengünstigeren Strom zu produzieren.“ Der Interessenausgleich, da in Zukunft mehr Menschen in der Nähe von Windparks leben werden Sehr wichtig. Eine Entschädigung ist denkbar.

Nach offiziellen Angaben erzeugte Schleswig-Holstein im Jahr 2022 rund 29,8 Millionen Megawattstunden (MWh) Strom, ein Plus von 24,2 % gegenüber dem Vorjahr. 26 Millionen aus erneuerbarer Energie. Allein Onshore-Windkraftanlagen erzeugen 14,2 Millionen MWh Strom, was nahezu dem Gesamtverbrauch des Landes entspricht.

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Quelle: www.stern.de

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