Der niedersächsischen Hotellerie fehlen einer Schätzung zufolge rund 10.000 Beschäftigte. Die Zahl teilte Rainer Balke, Geschäftsführer Niedersachsen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Es fühlt sich so an, als ob jeder Betrieb im niedersächsischen Gastgewerbe einstellt“, sagte Balke. Dieses Problem besteht in Großstädten, in ländlichen Gebieten sowie in Universitätsstädten. Balke sagte, der Personalmangel betreffe alle Bereiche des Gastgewerbes. Mit anderen Worten: Hotels, Restaurants und Bars suchen Personal.
Das Gastgewerbe wird laut Dehoga Niedersachsen im Jahr 2021 rund 3.900 Studierende einschreiben. Zahlen für 2022 hat die Industrie- und Handelskammer noch nicht veröffentlicht. Gehen Sie davon aus, dass die Zahl der Auszubildenden im vergangenen Jahr gestiegen ist. „Die Zahl von mehr als 4.500 Auszubildenden im Jahr 2019 wird aber noch nicht erreicht“, sagte Balker. Das Gastgewerbe wird laut Verband bis Oktober 2022 rund 190.000 Menschen beschäftigen.
Auch im niedersächsischen Nachbarland Bremen herrscht Fachkräftemangel in der Hotellerie. Dehoga Bremen-Geschäftsführerin Nathalie Rübsteck lehnte eine Schätzung ab. Allerdings bezeichneten fast vier von fünf Bremer Unternehmen in einer Umfrage den Personalmangel als eine ihrer größten Herausforderungen, berichtete Rübsteck. In allen Regionen fehlt es an Arbeitskräften. Doch gerade bei Köchen herrscht großer Mangel. Bremen hat wie Niedersachsen noch nicht die Ausbildungszahlen für 2022. „Nach einem Rekordtief im Jahr 2021 soll die Zahl 2022 steigen, was wir positiv sehen“, sagte Rübsteck. Ihren Angaben zufolge werden im Frühjahr 2022 im Kanton Bremen rund 13.000 Menschen in der Hotellerie arbeiten.
Balke argumentiert, dass es mehrere Gründe für die Fachkräfte- und Arbeiterproblematik gibt: Aufgrund des demografischen Wandels suchen relativ wenige Schulabgänger den Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt. Auch Shutdowns während der Corona-Pandemie mindern das Vertrauen. Das muss langsam wieder aufgebaut werden. Rübsteck beklagte zudem, dass Mitarbeiter während der Pandemie in andere Branchen abgewandert seien. Viele sind zurückgekehrt. „Gleichzeitig hat die Branche ein schlechtes Image, das leider auch von Arbeitgebern verursacht wird, die sich nicht an die geltenden Regeln halten“, sagte sie.
Balkes hebt hervor, dass sich das Gastgewerbe in Niedersachsen verbessert hat. Im vergangenen Jahr konnten wir dank Tarifabschlüssen zu anderen Branchen aufschließen. Und viele weitere Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern eine Vier-Tage-Woche an. Im Kanton Bremen wurde im vergangenen Jahr ein Tarifvertrag verlängert. Eine Imagekampagne mit Politikern sei in Planung, sagte Rübsteck.
Balke forderte die Politik auf, die Mehrwertsteuerbefreiung für Lebensmittel in der Hotellerie auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Die Steuersenkung von 7 % gilt für Lebensmittel bis Ende des Jahres. Balke will auch, dass Mitarbeiter leichter als bisher mehr als acht Stunden am Tag arbeiten können. „Jeder, der bereit ist, mehr als zehn Stunden am Tag zu arbeiten, um die Anzahl der Arbeitstage in der Woche zu reduzieren, sollte das Recht dazu haben“, sagte er. Rübsteck fordert die Ausweitung des ermäßigten Steuersatzes auf Getränke, ebenso wie auf Lebensmittel. Für Schüler mit Schwächen müsse mehr Unterstützung gegeben werden als bisher, sagte sie.