Inmitten der Debatte um Antisemitismus-Vorwürfe gegen Pink Floyd-Mitbegründer Roger Waters (79) und Aufrufen zur Absage von Konzerten sieht sich die Frankfurter Messe an ihren Vertrag gebunden. „Uns ist kein Urteil oder Strafverfahren gegen Herrn Waters bekannt“, sagte ein Sprecher der Messe Frankfurt am Montag auf Anfrage des Bundespresseministeriums. „Daher hat die Messe Frankfurt als Vertragspartner des Veranstalters und neutraler Anbieter von Veranstaltungsflächen rechts- und ordnungskonform gehandelt.“ Weiter hieß es, dass den Konzertveranstaltern ein Recht zur Absage der Veranstaltung zustehe.
Ein Konzert des britischen Musikers Roger Waters ist für den 28. Mai in der Festhalle auf dem Frankfurter Messegelände geplant. Rufe nach Konzertabsagen wurden in letzter Zeit immer lauter.
Uwe Becker, Hessischer Antisemitismusbeauftragter und CDU-Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 5. März in Frankfurt, glaubt, dass Waters in den letzten Jahren “immer mehr zu einer Ikone des Staates Israel” geworden ist. Hasserfüllter Gegner”. Waters schließt sich der „zunehmenden Aggression gegen die antisemitische Boykottbewegung BDS“ an. Die Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ – kurz BDS – ruft Musiker, Sportler, Unternehmen und Politiker dazu auf, nicht in Israel zu investieren oder dort aufzutreten.
SPD-Bürgermeisterkandidat Mike Josef, der mit dem Vorstand der Frankfurter Messe zusammentritt, will die Absage des Konzerts im Ausschuss durchsetzen. Einen entsprechenden Antrag hat er beim Aufsichtsrat gestellt, wie die SPD-Bundestagsfraktion am Montag in Rom mitteilte.
Bisher habe die Messe nur ihre Rolle als neutraler Kommunikations- und Präsentationsanbieter erwähnt, so Thomas Bäppler-Wolf, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion von Römer. Er kritisierte aber, dass es der Verantwortung eines börsennotierten Unternehmens nicht gerecht werde. Die Stadt Frankfurt hat 60 Prozent und das Land Hessen 40 Prozent.
Die Kandidatin der Grünen für die Oberbürgermeisterwahl, Manuela Rottmann, wandte sich ebenfalls gegen das Roger-Waters-Konzert – und verwies auf die historische Frankfurter Festhalle als geplanten Veranstaltungsort. Während des Holocaust im November 1938 wurden dort Hunderte von Juden zur Deportation in Konzentrationslager zusammengetrieben. Rottmann betonte in einer Erklärung vom 17. Januar, das Konzerthaus sei “Ausgangspunkt für die systematische Deportation der jüdischen Bevölkerung Frankfurts in Konzentrationslager”. Die Geschichte des Konzerthauses zwingt uns, entschieden gegen Antisemitismus Stellung zu beziehen.