Ein Rettungshelfer in Israel hat nach dem Massaker von Hamas-Terroristen von unvorstellbaren Szenen vor Ort berichtet. «Wir dachten, wir wären stark, wir dachten, wir hätten alles gesehen, aber wurden vom Gegenteil überzeugt», sagt Avigdor Stern der Deutschen Presse-Agentur.
Der 39-Jährige ist einer von Hunderten Freiwilligen des Rettungsdienst Zaka, die seit Tagen im Grenzgebiet zum Gazastreifen helfen, die Toten vollständig zu bergen, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen.
Rettungshelfer: Leben für immer verändert
Er sei in der Synagoge gewesen, als er von dem schlimmsten Blutbad der israelischen Geschichte hörte. Eigentlich wollte er den jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) feiern. «Aber wir konnten nicht tanzen, wir haben nur geweint», sagt er. Nach dem Feiertag seien er und seine Kollegen in die Dörfer im Grenzgebiet gefahren und hätten eine kilometerweite Verwüstung vorgefunden. «In diesem Moment hat sich unser Leben für immer verändert», sagt Stern, der als Rabbiner für mehrere Jahre in Konstanz am Bodensee lebte.
«So eine Masse an Leichen, eine Leiche und noch eine Leiche und noch eine Leiche», erzählt Stern. Es seien so viele gewesen, dass die Leichentüten nicht ausgereicht hätten. Sie mussten aus ganz Israel angefragt werden. «Es waren Lkws voller Leichen», beschreibt Stern die Szenen vor Ort.
Er und seine Kollegen hätten schon viel gesehen – Opfer von Tsunamis, Erdbeben, Unfällen, Anschlägen, aber diese Dimension war eine, mit der niemand gerechnet habe. «Frauen, Männer, Kinder, Babys, ich kann das gar nicht erklären», sagt der Zaka-Helfer und zeigt ein Foto mit einem kleinen Leichensack. Darauf geschrieben steht «Baby».
Im jüdischen Glauben muss jeder Teil eines Körpers beerdigt werden, erklärt Stern. Damit werde dem Menschen die letzte Ehre erwiesen. Dies sei die Aufgabe von Zaka. «Wir wussten, wir können nicht aufhören, wir wussten, wir müssen das jetzt machen.»
Überlebender: «Granaten wurden in volle Bunker geworfen»
Auch ein Überlebender des Massakers der Terroristen auf Besucher eines Musikfestivals berichtet von unvorstellbaren Szenen und spricht von einer «grausamen Jagd». «Erst kamen die Raketen, ich blieb ganz ruhig und dachte, die werden sicher abgefangen, doch dann gingen die Schüsse los», sagt Noam Cohen. Sie seien einfach nur gerannt. Mit rund 20 weiteren jungen Leuten habe er es in einen Raketenschutz-Bunker geschafft. «Wir dachten, wir waren sicher.»
Doch der Alptraum habe dann erst begonnen. Der Bunker sei zu einer «Todesfalle» geworden, sagt Cohen. Mehrere Terroristen hätten Granaten in den randvollen Bunker geworfen. «Ich sah, wie Menschen neben mir explodierten, immer und immer wieder, Leichenteile überall», beschreibt Cohen die Szenen. Dabei zeigt er Videos, die den Schrecken dokumentieren. «Uns wurde klar, hier wollten die Terroristen uns haben, völlig ausgeliefert.»
Er sei ganz hinten gestanden, das habe ihn gerettet. «Unter Leichen habe ich mich verstecken können, sie wurden zu einem menschlichen Schutzschild», sagt er. Nach rund 10 Stunden sei er gefunden und ins Krankenhaus gebracht worden. Von den Dutzenden Festivalbesuchern seien höchsten drei oder vier lebend rausgekommen. «Ich weiß nicht, wie ich überlebt habe.»