Über Greuther Fürths sportlichen Erfolg wollte nach dem mühevollen Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde zunächst kaum einer sprechen. Trainer Alexander Zorniger sah sich nach einem hässlichen Zwischenfall vielmehr dazu veranlasst, einen emotionalen Appell an die Gesellschaft zu richten. «Einer meiner Spieler, Julian Green, wurde im Stadion rassistisch beleidigt und als Affe tituliert. Wenn der eine oder andere Vollpfosten meint, er muss tatsächlich jemanden rassistisch beleidigen, dann kann der DFB nochmal eine Respekt-Kampagne fahren. Aber es geht darum, dass wir selbst Charakter zeigen», sagte und forderte der Trainer nach dem Fürther 1:0 beim Halleschen FC am Samstagabend.
Der Deutsche Fußball-Bund kündigte am Sonntag Ermittlungen an. «Der DFB duldet auf seinen Plätzen grundsätzlich keinen Rassismus und keine Menschenfeindlichkeit! Da gibt es null Toleranz. Dementsprechend wird sich der Kontrollausschuss einschalten und die Vorgänge prüfen», sagte Anton Nachreiner, der Vorsitzende des DFB-Gremiums.
Der Vorfall hatte sich laut Green bei einem Einwurf ereignet. «Es war ein Zuschauer während des Spiels. Aber ich wollte uns dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen, weil ich unbedingt gewinnen wollte. Und das tut denen dann am meisten weh», äußerte der 28 Jahre alte US-Amerikaner. Ausführlicher wollte sich der Mittelfeldspieler aus Florida nicht zu dem Eklat äußern.
Sein Trainer wurde dafür umso deutlicher. «Das Stadion ist zu 95 Prozent ausgelastet. Es waren genug Leute da, die hätten eingreifen können. Da hat jeder gehört, was der andere sagt. Wenn dann einer rassistisch beleidigt wird, dann muss ich halt mal sagen: Halt die Klappe», befand der 55 Jahre alte Coach des fränkischen Fußball-Zweitligisten. Insgesamt verfolgten 11 251 Zuschauer das Spiel in der Arena.
Ob wirklich keiner der Anhänger eingeschritten war, ließ sich nicht überprüfen. HFC-Pressesprecherin Lisa Schöppe entschuldigte sich im Namen des Vereins für das Fehlverhalten einzelner Zuschauer.
Zorniger sagte weiter: «Ich will nicht, dass wir in einer Zeit leben, wo einer denkt, dass er mehr wert ist als ein anderer.». Er forderte: «Aufstehen und sagen: Das geht nicht! Wir sind ein tolles Land und entsprechend müssen wir uns auch präsentieren. Wenn wir das nicht machen, dann kriegt das braune Gesocks, das auch noch im Bundestag sitzt, immer mehr Oberwasser. Das darf einfach nicht passieren. Das ist der Job von uns und nicht von Regierungen oder Institutionen.»
Aus sportlicher Sicht gab es das Siegtor durch Armindo Sieb (19. Minute) und einen reifen Auftritt der Fürther Abwehrspieler, die in 90 Minuten keine nennenswerte Torchance zuließen. «Wir haben uns in diesem stimmungsvollen Stadion gut gewehrt. Deswegen ziehen wir auch verdient in die zweite Runde ein», sagte Zorniger kurz und knapp. Vielmehr wollte der Fürther Trainer zum sportlichen Teil des Pokalspiels nicht sagen.