Eine Mutter aus Bosnien mit vier Kindern hat wenige Tage nach ihrem Umzug nach Lieberose aus Angst vor rassistischen Angriffen den Spreewald-Ort wieder verlassen. Angesichts der Vorwürfe ermittelt die Polizei und will klären, was passiert ist. Die Mutter berichtete am Freitagabend in der RBB-Abendschau von aggressiven Bedrohungen schon kurz nach ihrem Umzug in den Ort: Ein Mann soll demnach gegen die Fensterscheibe der Wohnung geschlagen haben, Naziparolen gegrölt und den Hitlergruß gezeigt haben. Sie sei aufgefordert worden, ihre «Sachen zu packen».
Ihre Kinder hätten Angst und wollten nicht länger in Lieberose bleiben, sagte die alleinerziehende Mutter. Ihre Tochter sei von Jugendlichen verfolgt und angepöbelt worden. Zuvor berichteten die «Lausitzer Rundschau» und andere Medien darüber. Die Frau war mit ihren Kindern im Juli von Berlin in den 1300-Einwohner-Ort Lieberose (Dahme-Spreewald) gezogen.
Der Verein Opferperspektive, der in Kontakt zu der Familie steht, berichtete auch von Vorwürfen, dass ein Verwandter der Familie in Lieberose bedroht und mit einem Fahrradschloss angegriffen worden sein soll. Der Berater des Vereins Opferperspektive, Martin Vesely, sagte der dpa, er halte die Schilderungen der Familie für glaubwürdig. Die Familie habe von Nachbarn aber auch Solidarität erfahren.
Eine Sprecherin der Polizei sagte in der RBB-Abendschau, es müssten nun im Umfeld Ermittlungen geführt und alle Beteiligten gehört werden. Vorwürfe soll es laut Medien-Berichten auch gegen einen Freund der Familie geben. Die Polizei-Sprecherin sagte der «Märkischen Allgemeinen Zeitung», zu einer Auseinandersetzung auf dem Marktplatz zwischen Angehörigen der Familie und einer Gruppe von Jugendlichen gebe es unterschiedliche Aussagen, die überprüft würden. Die beteiligten Jugendlichen seien aufgefordert worden, sich von der Familie fernzuhalten.
Die Zahl politisch motivierter rechter Straftaten in Brandenburg stieg im ersten Halbjahr dieses Jahres nach vorläufigen Zahlen deutlich. Von Januar bis Juni sind laut Innenministerium 1049 Fälle gezählt worden. Das ist ein Anstieg von einem Drittel im Vergleich zum Jahr zuvor, als 789 Fälle registriert wurden.