Quarterbacks stehen immer im Mittelpunkt. Insbesondere vor dem Super Bowl, dem wichtigsten Football-Spiel einer Saison. Der Fokus auf Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs und Jalen Hurts von den Philadelphia Eagles ist vor dem Duell in der Nacht zu Montag (0.30 Uhr MEZ) allerdings noch schärfer als üblich: Beim 57. Super Bowl sind zum ersten Mal beide Stamm-Quarterbacks schwarz.
Warum es so lange gedauert hat? «Dafür gibt es viele Gründe und vermutlich ist keiner davon gut», sagte NFL-Boss Roger Goodell auf seiner jährlichen Pressekonferenz.
Plumper Rassismus, Angst vor Neuem, kein Wille zur Veränderung oder auch ganz banal die Unfähigkeit, ungewohnte Talente und Fähigkeiten zu erkennen – die Liste, auf die Goodell anspielte, ist lang. «Noch bis vor ein paar Jahren wurden schwarze Quarterbacks zu Receivern umgeschult. Dieses Stigma, dass schwarze Quarterbacks einfach nicht so gut sind, wie die weißen, das ist weg. Es sind jetzt zwei schwarze Quarterbacks im Super Bowl. Auf Englisch sagt man dazu: Milestone», sagte der Deutsch-Amerikaner Amon-Ra St. Brown von den Detroit Lions der Deutschen Presse-Agentur über diesen «Meilenstein». Er ist selbst schwarz, hat eine Mutter aus Deutschland und einen Vater aus den USA.
Großes Thema in US-Medien
Die geschichtliche Dimension der Partie ist in den US-Medien Thema, seit die Paarung feststeht. Mahomes setze sich mit den Chiefs gegen die Cinncinati Bengals um den weißen Quarterback Joe Burrow durch und zog zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren in den Super Bowl ein, Hurts und die Eagles hatten gegen die San Francisco 49ers keine große Mühe, weil sich Brock Purdy früh verletzte und der Ersatzmann vom Ersatzmann vom Ersatzmann, Josh Johnson, eine Gehirnerschütterung erlitt.
Auch Jakob Johnson findet die Premiere in Glendale im US-Bundesstaat Arizona «bemerkenswert». Man habe schwarzen Quarterbacks oft wegen ihrer Qualitäten bei eigenen Läufen ein zu großes Verletzungsrisiko unterstellt und nicht zugetraut, eine Mannschaft über einen langen Zeitraum führen zu können, sagte der zuletzt für die Las Vegas Raiders spielende Stuttgarter. «Obwohl man am College schon vor Jahren gemerkt hat, dass der Trend dahin geht. Diese Ära hat jetzt auf jeden Fall in der NFL angefangen. Das wird auf jeden Fall ein spannender Super Bowl mit zwei heftigen Quarterbacks im Matchup.»
Denn weder Mahomes noch Hurts wären im State Farm Stadium dabei, wenn sie nicht vor allem eines wären: verdammt gut. Mahomes macht in der NFL seit Jahren Dinge, die nicht vorgesehen sind – irre Läufe, Würfe von der Seite oder ohne überhaupt in die Richtung seines Mitspielers zu schauen. Er ist einer der legitimen Kandidaten auf den Titel Gesicht der NFL nach dem Rücktritt von Superstar Tom Brady, gegen den er vor zwei Jahren seine bislang einzige Niederlage in einem Super Bowl einstecken musste.
Hurts sahen die Leute vor dieser Saison noch deutlich kritischer, selbst die Eagles-Fans waren sich ihrer Sache nicht sicher – bis der 24-Jährige eine Saison ablieferte, die ihn zum MVP machen könnte: Zum wertvollsten Spieler der Saison. Auch deswegen formulierte es Chiefs-Trainer Andy Reid vor kurzem wohl so: «Das größte Ding ist doch, dass sie wirklich gut sind. Beide sind phänomenale Spieler und ich freue mich für beide.»