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Psychiater: Das Unvollkommene kann auch entlastend sein

Psychiater Mazda Adli
Mazda Adli, Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin, und Stressforscher.

Nach Einschätzung des Stressforschers und Psychiaters Mazda Adli hat das unvollkommene Image von Berlin auch etwas Attraktives. «Gerade dieses Image des Unfertigen ist etwas, das natürlich vordergründig alle wahnsinnig nervt, aber gleichzeitig auch attraktiv ist», sagte Adli der Deutschen Presse-Agentur. «Weil man sich selber mit allen menschlichen Unzulänglichkeiten vielleicht auch eher beheimatet fühlt.»

Berlin sei schon immer eine Stadt gewesen, die etwas dysfunktional getickt habe. «Ich habe selber mal in einem Buch geschrieben: “Berlin ist in einer Art Dauerpubertät”», sagte Adli. Er ist Chefarzt der Berliner Fliedner Klinik, Stressforscher an der Charité und befasst sich unter anderem mit dem Einfluss des Stadtlebens auf die Psyche.

Ständig ändere sich was, ständig müsse sich neu erfunden werden. «Und so anstrengend das ist, so attraktiv ist es für Menschen, die genau danach suchen», sagte Adli. Das Unvollkommene könne auch entlastend sein. «Man muss eben nicht perfekt sein, um hier was zu zählen.»

Dass die Stadt aus anderen Ecken Deutschlands öfter kommentiert wird, scheint ihn nicht zu überraschen. «Regional-Bashing ist ja in Deutschland ganz besonders beliebt», sagte Adli. Das diene auch dazu, den eigenen Selbstwert zu stabilisieren. Die meisten machten das auch mit einem Augenzwinkern. Und natürlich sei etwa eine Stadt wie Würzburg viel leichter zu verwalten als eine Multimillionenstadt.

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