Bevor die Krankheitswelle im Herbst begann, hatten offenbar viele Patienten in Berlin Schwierigkeiten, ihre Medikamente zu bekommen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter rund 430 Gesundheitseinrichtungen in Berlin, die die Kassenärztliche Vereinigung der Hauptstadt am Montag veröffentlicht hat. Demnach gaben 82 % der teilnehmenden Kliniken an, dass ihre Patienten derzeit Probleme bei der Beschaffung verschreibungspflichtiger Medikamente haben. Die meisten Teilnehmer gaben an, dass der Engpass schon seit mindestens mehreren Monaten bestehe. Insbesondere Antibiotika wurden zum Zeitpunkt der Befragung (23.-25. August) als knapp eingestuft.
Die KV Berlin bewertete das Ergebnis als „schockierend“. Die Zahlen haben die Befürchtungen über einen schwerwiegenden Medikamentenmangel im Winter neu entfacht. Das Bundesgesundheitsministerium muss sofort handeln. KV appellierte zudem an die Berliner Bevölkerung, nicht unnötig Waren zu horten. Anderswo kann es zu erheblichen Engpässen bei solchen Arzneimitteln kommen. „Seit Jahren nehmen die Lieferengpässe zu“, teilte der Berliner Apothekerverband auf Anfrage mit. Dabei handelt es sich immer wieder um ganz unterschiedliche Medikamentenklassen. „Diese Situation hat auch die Situation in den Apotheken maßgeblich bestimmt und zu erheblichen Mehraufwänden in der Patientenversorgung geführt.“
Auf Lieferengpässe reagierte die Bundesregierung in diesem Jahr mit neuen Regelungen, die die Verfügbarkeit in Apotheken regeln. Im vergangenen Herbst und Winter wurden beispielsweise Kinder mit fiebersenkendem Saft versorgt. Dazu gehört eine Lockerung der Preisregeln für Arzneimittel für Kinder. Sollte das Medikament nicht verfügbar sein, sollen Apotheken nun leichter auf Präparate mit dem gleichen Wirkstoff verzichten können. Auch die Lagerbestände bestimmter wichtiger Medikamente sind größer als zuvor. Doch Experten sind skeptisch, ob die Reformen schnell genug greifen werden.