Verteidigungsminister Boris Pistorius will Kampfpanzer an die Ukraine liefern, um deren Abwehr gegen russische Angreifer deutlich zu stärken. «Die Ukraine braucht jede Unterstützung, und Leopard-Panzer, ob 2A6 oder andere 2A4, können eine wichtige Rolle im Kampf der Ukrainer gegen den Angreifer Russland spielen. Deshalb verstehen endlich alle, dass das passieren muss», sagte der SPD-Politiker bei einer Truppenkontrolle im westfälischen Augustdorf.
Pistorius bat die Truppe um Verständnis für den Schritt und kündigte an, schnellstmöglich Ersatz zu beschaffen. Pistorius sagte, er sei „sehr zufrieden mit der Klarheit der Zusagen und der Ankündigung dessen, was erreicht werden könnte“, nachdem er am Dienstag drei angekündigte bilaterale Gespräche mit Vertretern der Verteidigungsindustrie geführt hatte. Er wollte alles dafür tun, dass die Bundeswehr einsatzfähiger und kaltstartfähiger, also ohne große Vorbereitung kampfbereit wurde.
Zeit ist begrenzt
Die Bundesregierung hat der Ukraine 14 Leopard 2A6 und 40 Schützenpanzer Marder zugesagt. Inzwischen liefern auch andere westliche Partner modernere westliche Waffensysteme. Darüber hinaus gibt es Trainingsprogramme für ukrainische Soldaten, die Marder-Schützenpanzer in Deutschland bereits einsetzen. Militärhilfe kann auch ein Wettlauf gegen die Zeit sein, da Militärexperten sagen, Russland bereitet sich auf eine neue Großoffensive gegen die Ukraine vor.
Pistorius traf am Nachmittag in der Kaserne von Feldmarschall Rommel in Augustdorf ein, wo sich das Panzerbataillon 203 befand. Er zeigte ihm am Beispiel des in Kürze an die Ukraine übergebenen Kettenfahrzeugs die Fähigkeiten des Kampfpanzers Leopard 2. Seit August 2022 ist auch das 203. Panzerbataillon mit rund 550 Soldaten ein Multinational Combatant der NATO in Litauen stationiert. Der Kern der Gruppe, der zur Stärkung der Nordostflanke des Bündnisses beitrug. Pistorius, der auch einen Leoparden ritt, sagte hinterher: „Abgesehen davon, dass es kalt war, war das Wichtigste, dass es sehr beeindruckend war.“
Schwerer Unfall, bei dem zwölf Soldaten verletzt wurden
Kurz vor seinem Besuch in Nordrhein-Westfalen wurden im Gefechtsübungszentrum des Heeres (GÜZ) in Sachsen-Anhalt 12 Soldaten bei einem schweren Unfall verletzt. Ein Sprecher der Bundeswehr sagte der Deutschen Presse-Agentur, einer von ihnen sei schwer verletzt worden. Nach den vorliegenden Informationen kollidierten die beiden Fahrzeuge bei einem Manöver mit hoher Geschwindigkeit.
Der schwer verletzte Mann wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Alle anderen am Unfall beteiligten Soldaten wurden anschließend medizinisch versorgt. Ein Sprecher der Bundeswehr bestätigte, dass die Soldaten zu einer Einheit im niedersächsischen Münster gehörten. Nach Angaben der Bundeswehr leitete die Gendarmerie Ermittlungen zu den zunächst unklaren Umständen und möglichen Ursachen des Unfalls ein. Pistorius war von dem Augustow-Zwischenfall betroffen. Er sagte Reportern, er spreche den Verletzten sein Beileid aus und wünsche ihnen eine schnelle Genesung.
Das GÜZ bei Gadlegen ist die zentrale Ausbildungsstätte des Heeres für die Schützenpanzer Jaguar. Ein aktuelles Problem mit dem Waffensystem: Bei einer Schießübung wurden alle 18 eingesetzten Schützenpanzerwagen außer Gefecht gesetzt. Schadensanalysen zeigten laut Verteidigungsministerium vor allem kleinere und mittlere Schäden. Pläne zum Kauf weiterer Pumas für den Einsatz in der NATO Quick Reaction Force (VJTF) liegen auf Eis. Der Unfallpanzer gehörte nach Angaben der Bundeswehr jedoch einer anderen Baureihe an als das Fahrzeug, bei dem sich die Panne ereignete.
Der Verteidigungsminister erläuterte auch seine Position zur Wehrpflichtfrage in Beantwortung von Fragen. „Die Aussetzung der Wehrpflicht war ein Fehler, aber kein Fehler, der im Handumdrehen wieder gutgemacht werden kann“, sagte er. „Wir haben andere Aufgaben, deren Lösung viel Geld, Mühe und Zeit kostet. Sie stehen im Vordergrund.“