zum Inhalt

Papst im Südsudan: Hoffen auf Wendepunkt für den Frieden

Papst Franziskus
Papst Franziskus (M) hält während eines Treffens mit Priestern, Diakonen, Geweihten und Seminaristen im kongolesischen Kinshasa eine Rede

Beim ersten Stopp auf seiner Afrikareise in der Demokratischen Republik Kongo wurde Papst Franziskus euphorisch gefeiert. Heute reist er weiter in den Südsudan – ein Land, in dem trotz eines mehrjährigen fragilen Regierungsfriedens weiterhin Gewalt an der Tagesordnung steht. Auf dem Human-Development-Index der Vereinten Nationen (UN) belegt das jüngste Land der Welt den letzten Platz.

Ähnlich wie im Kongo setzen auch die Menschen im Südsudan große Hoffnung in den Besuch des Kirchenoberhaupts. «Ich wünsche mir, dass dieser Besuch ein Wendepunkt für Frieden und Harmonie wird», sagte James Oyet Latansio, der Sekretär des Kirchenrates im Südsudan. Tausende Menschen sind bereits aus allen Teilen des Landes in der Hauptstadt Juba angekommen, um die Ankunft des Papstes um 15 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ) mitzuerleben.

Die Hoffnung der Südsudanesen ist nicht unberechtigt, hatten sich doch die ehemaligen Kontrahenten, Südsudans Präsident Salva Kiir und dessen ehemaliger Vizepräsident Riek Machar, kurz nach einem Besuch im Vatikan zu einem Friedensabkommen durchgerungen. Nach der Unabhängigkeit vom muslimisch dominierten Sudan 2011 war das Land fünf Jahre in einem Bürgerkrieg versunken.

Permanenter Krisenmodus

Papst Franziskus betete damals mit Kiir und Machar und flehte sie um ein Ende des Konflikts an. Dann kniete er sich plötzlich vor den beiden und anderen Gästen aus dem Südsudan nieder und küsste ihnen die Füße. Seit 2020 ist Machar – sieben Jahre zuvor noch wegen eines Putschversuchs in Ungnade gefallenen – wieder Vizepräsident des Südsudans.

Die Gewalt ist jedoch geblieben und der Südsudan noch immer ein Land im permanenten Krisenmodus. Zuletzt eskalierten Auseinandersetzungen in den Bundesstaaten Jonglei und Pibor im Osten des Landes. Auch in den Regionen Warrap oder Zentral-Äquatoria kommt es zu Gewalt. Ethnische Spannungen und der Kampf um knappe Ressourcen entladen sich fast täglich in tödlichen Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen. Die Zahl der Patienten, die mit Schussverletzungen behandelt werden mussten, ist nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) zuletzt erneut in die Höhe geschossen.

Gewalt wird immer brutaler

«Die Auswirkungen der bewaffneten Konflikte und der Gewalt auf die Menschen im Südsudan ist verheerend», sagte Pierre Dorbes, der Leiter der IKRK-Delegation in Juba. Nach den neuen Auseinandersetzungen hat das Rote Kreuz seine Notfallhilfe aufgestockt, denn die Gewalt wird immer brutaler. «Immer häufiger müssen wir Verletzte aus den ländlichen Gebieten ausfliegen, weil es die einzige Möglichkeit ist, ihr Leben zu retten», so Dorbes.

Auch im Norden des Landes an der Grenze zum Sudan, von dem der Süden erst vor zwölf Jahren unabhängig wurde, kommt es immer wieder zu Spannungen. Dabei geht es nicht nur um Konflikte zwischen dem islamisch geprägten Norden und dem christlichen Süden, sondern auch um Ölvorkommen im Grenzgebiet.

Klimawandel wütet im Südsudan

Neben den alten Konflikten kämpft das Land längst auch mit einer neuen Bedrohung: der Klimawandel. «Der Südsudan ist eines der ersten Musterbeispiele für die Auswirkungen des Klimawandels», sagt Ania Okinczyc, die Büroleiterin der Welthungerhilfe im Südsudan. Das Land erlebte 2022 das dritte Jahr in Folge mit schweren Überschwemmungen. «Allein im letzten Jahr war rund die Hälfte der Landesfläche vollkommen unter Wasser», sagte Okinczyc. Zwar habe die Trockenzeit begonnen und es gebe keinen neuen Regen mehr, doch das Wasser stehe weiterhin auf den Feldern und in den Dörfern. Laut Angaben der UN sind mindestens 900.000 Menschen von den Fluten betroffen.

Ein Ende des Leids der Menschen im Südsudan ist nicht in Sicht. Nach Schätzungen der Hilfsorganisation International Refugee Council (IRC) dürfte die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, in diesem Jahr auf 9,4 Millionen Menschen steigen. Schon jetzt sind drei Viertel der gut elf Millionen Südsudanesen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Kommentare

Aktuelles