Wasserprobleme in Berlin
Im Angesicht der drohenden Wasserprobleme prüfen Berlin und Brandenburg derzeit aktiv die Machbarkeit der Förderung von Wasser aus der Ostsee, um den Wasserbedarf der größeren Berliner Region zu decken. In einem Interview mit der dpa in Potsdam teilte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) mit, dass die beiden Bundesländer noch in diesem Jahr eine umfassende Machbarkeitsstudie in Angriff nehmen werden. “Der kommende Bericht soll Aufschluss über die ökologische und wirtschaftliche Machbarkeit der Entsalzung von Ostseewasser geben und anschließend dessen Leitung in die Berliner Umgebung ermöglichen.”
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— Wasserbetriebe (@wasserbetriebe) August 23, 2023
Als Beispiel führt das Land Baden-Württemberg an, dass die renommierte Leitung vom Bodensee bis in den nördlichsten Teil des Bundesgebiets reicht und eine Strecke von etwa 400 km umfasst. “Berlins Abhängigkeit von zusätzlichem Wasser hat Bestand, da das neu gebildete Grundwasser innerhalb seines Hoheitsgebiets nicht ausreicht, um die wachsende Metropole zu versorgen“, erklärte Vogel. Eine eingehende Analyse der Ressourcen der Ostsee wird später im laufenden Kalenderjahr erwartet.
“Die Erkundung der Nutzung von Ostseewasser zur Trinkwassergewinnung eröffnet eine neue Dimension, die mit gewissen Herausforderungen einhergeht. Der Prozess der Entsalzung geht zwangsläufig mit einem erheblichen Energieverbrauch einher. Natürlich wird auch Mecklenburg-Vorpommern letztendlich in diesen Bemühungen teilhaben müssen. Immerhin liegt die Ostseeküste jenseits des territorialen Zuständigkeitsbereichs von Brandenburg und Berlin”, merkte Vogel an. “Angesichts des sinkenden Grundwasserspiegels würde Untätigkeit ein dringendes Wasserproblem heraufbeschwören.”
Wasserprobleme: Keine einfache Aufgabe
Bei der Aufgabe, Wasser von der Elbe in die Spree zu leiten und zu nutzen, erkennt Vogel die damit verbundenen Komplexitäten an. Der Grenzfluss Debord wird derzeit zur Bewässerung genutzt und beeinflusst die Wasserqualität in Berlin. Zudem betonte der Minister einen bestehenden Wassermangel in der Oder in den letzten sechs Monaten.
Eine umfassende Studie des Bundesumweltamtes hat kritische Bereiche beleuchtet, in denen erhebliche Engpässe in der Trinkwasserversorgung im weiteren Berliner Raum und entlang der Spree drohen. Während trockener Sommermonate könnten lokale Flusskapazitäten um bis zu 75 % reduziert werden, weil aufgrund des Endes des Braunkohleabbaus weniger Grundwasser in den Fluss gelangt. Die Studie empfiehlt verschiedene Lösungsansätze, darunter den Ausbau von Dämmen und Stauseen sowie die Nutzung bestehender Seen als Speicherreservoirs.
Zusätzlich wird vorgeschlagen, Wasserknappheit durch die Umleitung von Wasser aus benachbarten Flussgebieten wie der Elbe, Lausitz und Oder auszugleichen. Der Großteil des Trinkwassers Berlins stammt aus dem Uferfiltrat der Flüsse Havel und Spree.
Vogel betont, dass die Niederschläge dieses Sommers und des vorangegangenen Winters nicht ausreichen, um das nahezu fünf Jahre lange Grundwasserdefizit auszugleichen. “Das Defizit ist keineswegs ausgeglichen. Es wird bis zum Jahresende anhalten. Diese Situation stellt natürlich eine erhebliche Bedrohung für den Brandenburger Wald dar, insbesondere im südlichen Teil Brandenburgs, wo ausgedehnte Kiefernwälder unter trockenen Bedingungen leiden”, erklärte der Minister. “Feuchte und milde Winter sind vorteilhaft, insbesondere für die Wiederbelebung des Grundwassers und die Milderung der Probleme, die aus dem schwindenden Grundwasserspiegel resultieren.”