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Ortsrufanlagen sollen Unesco-Kulturerbe werden

Ortsrufanlagen, die noch im Betrieb sind, sind nur noch selten zu finden. In Baden-Württemberg werden Bekanntmachungen noch in Müllheim (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), Kappelrodeck (Ortenaukreis), in Mosbach sowie in Buchen (beide Neckar-Odenwald-Kreis) über den Dorffunk verbreitet. Die vier Gemeinden haben sich Ende vergangenen Jahres um die Aufnahme ihrer Anlagen in das bundesweite immaterielle Kulturerbe der Unesco beworben und es schon mal bis in die Phase der Endauswahlen geschafft.

«Wir hatten uns keine großen Hoffnungen gemacht, uns aber dennoch beworben, denn wir hatten ja nichts zu verlieren», sagte Kappelrodecks Bürgermeister Stefan Hattenbach. «Dass wir dann die erste große Hürde geschafft haben, hat uns völlig überrascht und überwältigt.» Nun warte man auf Rückmeldung vom Unesco-Büro. Eine Aufnahme in das Verzeichnis würde für alle Orte in Deutschland, bei denen noch eine Ortsrufanlage in Betrieb ist, gelten. «Und es wäre eine schöne Anerkennung der jahrhundertealten Tradition des Ausrufens von amtlichen Bekanntmachungen», sagte Hattenbach.

«Früher waren Ortsrufanlagen weit verbreitet», sagte der Kulturwissenschaftler und Museologe Guido Fackler von der Uni Würzburg. Die Technik hatte den Ausscheller abgelöst, der zuvor durch die Orte gezogen war, um sie mit Nachrichten zu versorgen. Anfang der 1960er-Jahre hätten in Baden 204 Kommunen eine solche Anlage gehabt, erläuterte Fackler. Dann aber hätten sich moderne Kommunikationstechniken wie Radio und TV etabliert. Vielerorts habe sich das Gemeinde- oder Ortsblättchen durchgesetzt. «Dann wurden die Anlagen noch betrieben, bis sie kaputt waren und schließlich abgebaut.» Nur in einigen Gemeinden hätten sie überlebt.

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