"Nicht in der Opferrolle": Nagelsmann über den österreichischen Bankrott
Für Julian Nagelsmann war beim Abschied von einem langen Länderspieltag offenbar eines besonders wichtig. "Ich bin nicht traurig und ich spiele nicht die Opferrolle", sagte der Bundestrainer nach der 0:2-Niederlage in Wien mehrfach. Er sei "traurig", weil die Niederlagen der Fußball-Nationalmannschaft gegen Österreich und die Türkei (2:3) drei Tage zuvor besonders schmerzhaft gewesen seien. "Aber nicht in der Rolle des Opfers."
Knapp sieben Monate vor den EM-Heimspielen fällt es dem 36-Jährigen, der bisher nur bis zum Ende der Weltmeisterschaft beschäftigt war, offenbar schwer, Optimismus zu verbreiten. "Ich verstehe die Sorgen der Fans, das kann ich durchaus nachvollziehen", sagte Nagelsmann, dessen DFB-Auswahl in fast allen Bereichen eklatante Schwächen offenbart hat.
Eine Mannschaft, viele "Einzelkämpfer"...
Außerhalb der Spiele, versicherte Nagelsmann, sei seine Mannschaft eine "sehr geschlossene Gemeinschaft mit einer unglaublich guten Atmosphäre". Wenn es darauf ankommt, gibt es nicht viel zu sehen. Laut Österreichs Cheftrainer Ralf Rangnick spielt das österreichische Team "wie Freunde", anders als die deutsche Mannschaft, die nur selten ein Gefühl der Zusammengehörigkeit hat.
"Ich habe das Gefühl, dass wir noch zu viele Einzelkämpfer sind", sagte Nagelsmann. "Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, was angesichts der jüngeren und mittleren Vergangenheit natürlich einigermaßen normal ist." Der Nationaltrainer gab zu, dass er nicht die "perfekte Lösung" habe. Als Hans Flicke im September das Amt übernahm, entschied er sich gegen eine große Umstrukturierung des Kaders. Zwei der nächsten vier EM-Testspiele sind für März angesetzt.
Spielvorstellung: schlecht
Nagelsmann sagt, die Stärken seiner Spieler seien "Spielkontrolle" und "Angriffsfußball". Davon war im Spiel gegen Österreich nichts zu sehen. Abgesehen von einer "lächerlich hohen" Gegentorquote war das Spiel "zu langsam, zu unkonzentriert und sehr improvisiert". Auch seine Taktik, die weitgehend auf einem 4-2-2-2-System basierte, ging nicht auf. Nagelsmann sagte, dass der Spielstil auch den aktuellen Spielern liegen würde.
Weg von den EM-Emotionen...
Am Dienstagabend feierte Österreich seine Mannschaft, auf die auch Deutschland in einem EM-Qualifikationsspiel treffen könnte, bis spät in die Nacht. Nagelsmann sagte, es gebe "verständlicherweise im Moment keine Aufregung in seiner Mannschaft" und wiederholte das Mantra, das Frick und DFB-Sportdirektor Rudi Voller vor ihm gesagt hatten: Es gehe nur ums Gewinnen, es gehe nur um "dauerhaft" gute Leistungen. Gute Leistungen. "Nicht durch Blödsinn", sagte der Bundestrainer.
Quelle: www.dpa.com