Trainer Marco Rose hat bei Fußball-Bundesligist RB Leipzig einen namhaften Kader zusammen. Nach den Abgängen zahlreicher prominenter Leistungsträger mussten in den vergangenen Trainingswochen die vielen neuen Spieler integriert werden. Eine Maßnahme, die laut Routinier Kevin Kampl zum einen einfach war, weil jeder Neue bei RB sehr willkommen aufgenommen wird. Und andererseits bereits weitgehend gelungen ist, weil es sich um pflegeleichte Vollprofis handelt, die genau wissen, was sie bei ihrem neuen Verein tun müssen. Die Frage, die sich viele Fußball-Interessierte stellen, lautet aber: Wie kann so ein neu zusammengewürfeltes Team schnell funktionieren und harmonieren? Am besten schon beim Supercup am Samstag (20.45 Uhr/Sky und Sat1) beim Meister FC Bayern München? Wie könnte eine erste Startelf aussehen?
Torhüter: Janis Blaswich geht als klare Nummer eins in die Saison. Nicht nur, weil Peter Gulasci nach seiner Kreuzbandverletzung aus der vergangenen Saison noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Blaswich hat sich viel mehr zu einem sicheren Rückhalt entwickelt, an dem auch ein fitter Gulasci erst einmal vorbeimuss. Neuzugang Leopold Zingerle vom SC Paderborn ist vorerst Ersatz, rückt später dann ins dritte Glied.
Abwehr: Hier erlebte RB den größten Aderlass. Josko Gvardiol (Manchester City), Abdou Diallo (Paris Saint-Germain/Leihende) und Marcel Halstenberg (Hannover 96) verließen den Club, bislang wurde nur El Chadaille Bitshiabu von PSG geholt. Den bezeichnete Kampl zwar als «Kante», doch ob der 18-Jährige schon Leistungsträger sein kann, ist zumindest fraglich. Zumal er sich nun auch noch einen Innenbandriss im Knie zugezogen hat und wahrscheinlich monatelang ausfällt. So werden wohl erst einmal Willi Orban und Mohamed Simakan die Innenverteidigung bilden, auf den Außenpositionen dürften Benjamin Henrichs und David Raum wirbeln. Wenn Lukas Klostermann, der sich seit Mittwoch wieder im Mannschaftstraining befindet, wieder zu 100 Prozent fit ist, werden sich Rose neue Alternativen ergeben wie auch durch den oder die Transfers weiterer Defensivspezialisten, was zeitnah erwartet wird. Wunschkandidat Castello Lukeba (Olympique Lyon) könnte noch vor dem Supercup als Neuzugang vermeldet werden.
Defensives Mittelfeld: Auf der Sechserposition hatte sich in der Vorbereitung ein klares Stammduo herauskristallisiert: Xaver Schlager und Amadou Haidara. Doch Haidara verletzte sich im letzten Test gegen Las Palmas, fällt wohl länger aus. Rose kann und muss sich nun zwischen Routine in Person von Kevin Kampl oder der Jugend entscheiden. Neuzugang Nicolas Seiwald, der in Österreichs Nationalmannschaft an der Seite von Schlager spielt, ist eine gleichwertige Alternative zu Kampl, der aber wohl ein wenig die Nase vorn haben sollte.
Offensives Mittelfeld: Wer ist der zweite kreative Part neben Dani Olmo? Auch hier hat Rose die Qual der Wahl. Setzt er auf das gut durch die Vorbereitung gekommene RB-Urgestein Emil Forsberg oder auf Paris-Leihgabe Xavi Simons? Wahrscheinlich macht er es abhängig von Gegner und Spielstand. Während Simons eine ganze Abwehr ausdribbeln kann, ist Forsberg auch einer, der mit Auge und Erfahrung Räume bei Umschaltsituationen zustellen kann. Liverpool-Zugang Fabio Carvalho braucht noch Zeit, der aus Hoffenheim gekommene Christoph Baumgartner hatte sich in der Vorbereitung verletzt und ist erstmal im Hintertreffen.
Angriff: Königstransfer Lois Openda (RC Lens) ist gesetzt und machte in den Tests bereits das, was man von ihm erwartet: Toreschießen. Ganz im Gegensatz zu Timo Werner, den Rose immer wieder in die Startformationen beorderte. Wie er überhaupt die verschiedenen Angriffsformationen testete: Werner/Openda, Werner/Benjamin Sesko, Openda/Yussuf Poulsen, Poulsen/Sesko. Nur eine Variante ließ er bislang aus: Openda/Sesko. Und genau die könnte sehr Erfolg versprechend sein. Auf der einen Seite der wieselflinke Openda mit dem Torriecher, auf der anderen der extrem kopfballstarke, aber auch bewegliche und ballsichernde Sesko. Eine Überraschung wäre es nicht, wenn diese beiden beim FC Bayern beginnen.